Viele Haushalte zahlen zu viel, weil sie Vertragsverlängerungen aus Bequemlichkeit durchwinken und dabei die besten Aktionspreise für Neukunden verpassen. Wer frühzeitig kündigt, sauber vergleicht und Rückgewinnungsangebote konsequent gegen Marktdeals hält, sichert sich meist den niedrigsten 12‑Monats‑Effektivpreis – ohne Qualitätsverlust. Die folgenden Abschnitte zeigen, worauf es 2026 konkret ankommt.
Warum diese Entscheidung dein Jahresbudget prägt
Einmal im Jahr steht die gleiche Frage an: Bleibe ich beim Anbieter – oder wechsle ich? Bei Strom, Gas und Internet entscheidet diese Weichenstellung über mehrere hundert Euro pro Jahr. Während Neuverträge oft mit Neukundenboni, Startguthaben und zeitlich befristeten Preisgarantien locken, fühlt sich die Verlängerung bequem an und spart Formalitäten.
Doch Bequemlichkeit hat einen Preis, gerade wenn Bestandskundentarife stillschweigend in höhere Arbeitspreise, Grundgebühren oder Drossel-Optionen gleiten. Dieser Leitfaden führt dich systematisch durch Zahlen, Zeitpunkte und Taktiken, damit du für 2026 und darüber hinaus die günstigste und stabilste Lösung wählst.
Was in 2026 anders ist als früher
Die Preisdynamik ist deutlich volatiler: Energiepreise reagieren schneller auf Marktimpulse, Preisgarantien sind kürzer, und Internetanbieter verpacken Leistung in Verträge mit Mindestlaufzeit, Abstaffelungen und Routeroptionen. Gleichzeitig sind Kündigungsfristen kundenfreundlicher geworden, was es dir vereinfacht, Neuverträge exakt zum Ablauf der Mindestlaufzeit zu timen. Wer die Fristen kennt und Angebote aktiv vergleicht, erzielt die größte Ersparnis – nicht der, der „mal schaut, was der Anbieter so macht“.
Die drei Stellschrauben: Arbeitspreis, Grundpreis, Bonusmechanik
Bei Strom und Gas bestimmen Arbeitspreis (ct/kWh) und Grundpreis (€/Monat) deinen Jahresbetrag. Neukundenboni, Sofort- und Treueboni verändern den effektiven Preis im ersten Jahr stark, laufen aber meist aus. Beim Internet sind es Grundgebühr, Aktionsmonate, Bandbreite und Hardware. Dein Ziel: den 12‑Monats‑Effektivpreis vergleichen, Bonus-Ausläufe im Blick behalten und für Jahr zwei realistische Folgekosten einplanen.
So liest du Angebote richtig – ohne Marketingnebel
Angebote klingen oft spiegelgleich günstig. Der Unterschied liegt in kleinen Fußnoten: Gilt der Preis für 12 Monate fix? Wie hoch ist der Grundpreis ab Monat 13? Gibt es Aktivierungs- oder Routermiete? Wird die Preisgarantie eingeschränkt (z. B. Netzentgelte ausgenommen)? Erfolgreich ist, wer alle Positionen in einen Jahresvergleich überführt – und die Wechselkosten (z. B. doppelte Grundgebühr für 1–2 Übergangswochen) realistisch mitrechnet.
Methodik dieses Leitfadens
Du bekommst eine praxisnahe Checklogik, mit der du jeden Tarif in 10 Minuten sauber vergleichst. Dazu eine kompakte Vergleichstabelle für Neuvertrag vs. Verlängerung, klare Wechsel-Timings, typische Fallen und konkrete Sparhebel für das zweite Jahr. Außerdem zeigen wir, wann die Verlängerung die bessere, weil stabile oder servicefreundliche Option sein kann.
Neuvertrag vs. Verlängerung: Grundprinzipien
Ein Neuvertrag belohnt Aktivität. Anbieter kalkulieren Marketingbudgets, die gezielt an Neukunden fließen: Startguthaben, Preisgarantien, reduzierte Grundpreise. Bestandskunden profitieren davon kaum – außer sie verhandeln aktiv. Eine Verlängerung lohnt, wenn dein Anbieter dir schriftlich einen Tarif anbietet, der dem besten Marktpreis nahekommt, und wenn Service, Stabilität und Laufzeit exakt zu deinen Bedürfnissen passen. Ohne Gegenangebot ist eine automatische Verlängerung selten der Sparsieger.
Der 12‑Monats‑Effektivpreis als Leitkennzahl
Die eine Zahl, der du vertrauen kannst, ist der Effizienzvergleich über 12 Monate. Für Strom und Gas: (Arbeitspreis × Jahresverbrauch) + (Grundpreis × 12) – Boni. Für Internet: (Monatsentgelt × 12) + Einmalkosten ± Aktionsgutschriften. Vergleiche immer „Jahr 1“ und notiere dir „Jahr 2“ separat, denn hier endet häufig die Party der Boni.
Vergleichstabelle: Stärken & Schwächen
| Kriterium | Neuvertrag | Verlängerung |
| Preis im 1. Jahr | Sehr oft niedriger durch Boni/Deals | Häufig höher ohne Bonus; Ausnahmen nach Verhandlung |
| Preisstabilität | Häufig 12 Monate garantiert, danach unklar | Planbarer, wenn Anschlusskonditionen fixiert |
| Aufwand | Wechseln erfordert 15–30 Min., Formalitäten inklusive | Minimal – oft automatisch |
| Servicequalität | Unbekannt bis getestet | Bekannt: du kennst Hotline/Abwicklung |
| Bindung | Üblich 12 Monate, teils monatlich kündbar | Verlängerung erweitert Laufzeit, teils flexibel |
| Risiko versteckter Kosten | Aktivierungs-/Router-/Netzpreis-Ausnahmen möglich | Preisanpassungen per Brief/Mail möglich |
| Verhandlungsspielraum | Mittel: Neukundenkonditionen sind oft fix | Hoch: Treueangebote nach Kündigung sehr häufig |
Strom & Gas: So rechnest du richtig
Wer Strom und Gas vergleicht, stößt auf drei Unsicherheiten: deinen echten Verbrauch, die Entwicklung ab Monat 13 und die Frage, wie „Preisgarantie“ definiert ist. Nimm deinen realistischen Jahresverbrauch aus der letzten Abrechnung, ziehe ggf. geplante Änderungen ab (neues Gerät, mehr Homeoffice). Rechne einen 12‑Monats‑Effektivpreis und simuliere „Jahr 2“ mit dem Folgetarif – der ist entscheidend, wenn du nicht jedes Jahr wechselst. Achte auf „eingeschränkte Preisgarantien“: Steuern/Abgaben können ausgenommen sein.
Typische Sparkonstellationen bei Energie
Wenn dein Bestandsanbieter die Grundgebühr anhebt, ohne Arbeitspreis zu senken, ist der Neuvertrag meist klar vorn. Bietet der Anbieter nach deiner Kündigung ein Gegenangebot mit Preisgarantie und reduziertem Grundpreis, kann die Verlängerung gleichziehen. In Regionen mit vielen Wettbewerbern sind Neuverträge tendenziell aggressiver bepreist – dort zahlt sich regelmässiges Wechseln überproportional aus.
Internet & Festnetz: Bandbreite, Router, Nebenkosten
Beim Internet zählt nicht nur der Preis, sondern die Qualität deiner Leitung. Neuverträge locken mit „12 Monate –50 %“, danach steigt der Preis spürbar. Rechne Routermiete, Aktivierungsgebühr und Versand mit ein. Prüfe, ob die Bandbreite wirklich anliegt (ggf. Messprotokoll anfertigen) und ob Tarifwechsel innerhalb des Hauses später möglich ist. Eine Verlängerung kann sinnvoll sein, wenn dir der Anbieter ein „Bestandskunden-Angebot“ mit dauerhaftem Preis, höherer Bandbreite und reduzierter Routermiete macht.
Sonderfälle bei Internet
In Kabelsegmenten ist die Auslastung je nach Hausnetz entscheidend: Ein günstiger Neuvertrag nützt wenig, wenn abends die Bandbreite einbricht. In FTTH‑Gebieten (Glasfaser) können Anbieter den Einstiegspreis stark subventionieren; prüfe die Laufzeit – 24 Monate sind häufig. Wenn du kurzfristig flexibel bleiben willst (z. B. Umzug in 12–18 Monaten), fokussiere Tarife mit monatlicher Kündbarkeit, auch wenn der Monatspreis etwas höher ist.
Timing: Wann du den maximalen Vorteil sicherst
Der beste Zeitpunkt zum Handeln ist 2–4 Monate vor Laufzeitende. Du setzt eine klare Kündigung zum Ende der Erstlaufzeit, wartest auf Rückgewinnungsangebote und vergleichst parallel Neuverträge. So nutzt du beide Seiten gegenläufig: Der Markt liefert dir frische Aktionspreise, dein Anbieter liefert dir Treuerabatte – du nimmst, was objektiv günstiger ist. Wichtig: dokumentiere Fristen im Kalender und prüfe Post/E‑Mail auf Preisanpassungen; Schweigen ist teuer.
Wechsel ohne Lücke – so vermeidest du Doppelkosten
Bei Strom und Gas funktioniert der Lieferantenwechsel lückenlos, wenn du saubere Ablesedaten lieferst. Beim Internet plane 1–2 Wochen Puffer, in denen alter und neuer Tarif parallel fakturiert werden können. Prüfe Portierungsfristen für Festnetznummern und die Routerlogistik. Falls möglich, nutze Wechselservices der Anbieter – sie koordinieren Kündigung, Portierung und Aktivierung.
Verhandeln wie ein Profi
Bestandskunden haben mehr Hebel, als sie denken. Sobald deine Kündigung registriert ist, landen deine Daten in der Rückgewinnung: Jetzt entstehen Spielräume für bessere Konditionen. Bereite 2–3 konkrete Vergleichsangebote vor und fordere aktiv: „Preisgarantie 12 Monate“, „Grundpreis wie im Neukundenangebot“, „Routermiete halbieren“ oder „Upgrade auf höhere Bandbreite ohne Aufpreis“. Bleibe sachlich – Entscheidung nach 48 Stunden, sonst wechselst du. Viele Anbieter reagieren.
Psychologie und Taktung
Wenn du am Telefon freundlich, aber bestimmt bleibst, wirkt das. Lege dir eine kurze Argumentationslinie zurecht: „Marktpreis X, Ihr Folgetarif Y, Differenz Z Euro/Jahr. Ich bleibe gern, wenn wir auf X ±5 % kommen.“ Nenne konkrete Zahlen – nicht „zu teuer“. Schließe mit einer klaren Frist: „Ich entscheide bis Freitag.“
Das zweite Jahr: Der stille Kostentreiber
Die häufigste Kostenfalle ist der Folgemonat 13. Viele rechnen nur Jahr 1. Baue dir die „Jahr‑2‑Strategie“ als festen Prozess: 10 Monate nach Start terminierst du die Erinnerung, prüfst Marktpreise erneut und leitest je nach Lage Kündigung oder Verlängerung ein. Wer das konsequent macht, spart über 3–5 Jahre vierstellige Beträge – ohne Lebenszeit im Hotline-Dschungel zu verlieren.
Bonimechanik klug nutzen
Boni sind kein Selbstzweck. Sie sind in Ordnung, wenn der nackte Preis (ohne Boni) nicht völlig aus dem Ruder läuft. Achte auf Voraussetzungen (Zahlungsart, Frist, Mindestlaufzeit). Bei Sofortboni im Internetbereich prüfe, ob sie mit Auszahlungsbedingungen (z. B. nur über bestimmte Portale) verknüpft sind. Dokumentiere alles – Screenshots sind Gold wert, falls der Bonus nicht automatisch abgerechnet wird.
Praxisfall: Familie im Einfamilienhaus
Die Familie verbraucht 3.500 kWh Strom, 14.000 kWh Gas, Internet 250 Mbit/s. Neuvertrag Strom + Gas mit 12‑Monats‑Garantie und Startguthaben schlägt die Verlängerung im ersten Jahr deutlich. Im zweiten Jahr kippt der Vorteil, wenn nicht erneut gewechselt oder verhandelt wird. Beim Internet ist ein Bestandskundenangebot mit höherer Bandbreite und dauerhafter Reduktion der Routermiete attraktiv, sofern die Leitung stabil ist. Fazit: Mische die Strategien – Energie wechseln, Internet ggf. verlängern, wenn Performance stimmt.
Praxisfall: Single im Apartment
1.500 kWh Strom, kein Gas, Internet 100 Mbit/s. Hier ist der Grundpreisanteil relativ höher; Neuverträge mit niedriger Grundgebühr und fairer Preisgarantie machen den Unterschied. Beim Internet sind monatlich kündbare Tarife spannend, falls du in 12 Monaten umziehst.
Checkliste: In 10 Minuten zur Entscheidung
- Verbrauch realistisch ansetzen (Vorjahreswerte, Änderungen).
- 12‑Monats‑Effektivpreis für Neuvertrag vs. Verlängerung berechnen (Jahr 1 + Blick auf Jahr 2).
- Kündigen, Rückgewinnungsangebot abwarten, parallel Neuverträge sichern – schriftlich bestätigen lassen.
Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
Viele schauen nur auf den Arbeitspreis bei Strom/Gas und vergessen den Grundpreis. Andere unterschätzen Einmalkosten beim Internet (Aktivierung, Versand, Router) oder übersehen, dass Preisgarantien eingeschränkt sind. Ebenso verbreitet: Kündigungsfristen reißen lassen und dann „automatisch“ in teure Folgetarife rutschen. Nimm dir einmal im Jahr 30 Minuten – der ROI ist außergewöhnlich.
Regionale und technische Faktoren
Bei Energie können Netzgebietsgebühren regionale Unterschiede erzeugen, die den Vergleich verzerren. Beim Internet entscheidet die Infrastruktur: Glasfaser schlägt DSL und Kabel in Stabilität und Latenz, ist aber nicht überall verfügbar. Prüfe Verfügbarkeiten konkret, nicht nur Versprechen auf der Website. Wenn deine Leitung abends einbricht, ist das ein Serviceargument bei Verhandlungen – oder ein klarer Grund zum Anbieterwechsel.
Vertragsrechtliches: Das musst du wissen
Hebe Vertragsbestätigungen, AGB und Preisblätter auf. Bei Preisanpassungen hast du oft ein Sonderkündigungsrecht. Prüfe die Mitnahme deiner Rufnummer und die Mindestlaufzeiten für Hardware-Mieten. Bei Strom und Gas ist der Lieferantenwechsel standardisiert; beim Internet sind Ports/Technikertermine ausschlaggebend. Klare Doku spart Nerven, falls etwas klemmt.
Datentarife, TV‑Pakete & Bundles
Bundles wirken günstig, verschleiern aber die Einzelpreise. Rechne jedes Element separat: Internet, Telefon, TV, ggf. Mobilfunk. Oft ist das TV‑Paket der Kostentreiber – streichst du es, sinkt der Monatspreis deutlich. Beim Mobilfunk binden eSIM‑Optionen weniger als subventionierte Hardware – prüfe Flex‑Tarife als Ergänzung statt langer Bündel.
Nachhaltigkeit vs. Preis
Manche Anbieter investieren stärker in erneuerbare Energien oder regionale Infrastruktur. Das kann geringe Mehrkosten rechtfertigen, wenn dir Nachhaltigkeit wichtig ist. Der Trick ist, beides zu verbinden: echt grüne Tarife, die im 12‑Monats‑Effektivpreis trotzdem mitspielen. Vergleiche Labels, aber verlasse dich am Ende auf die Rechnung – Werte und Geld müssen sich nicht ausschließen.
Wann eine Verlängerung wirklich die beste Wahl ist
Es gibt die guten Fälle: Dein Internetanbieter liefert seit Jahren stabile Bandbreite, löst Störungen schnell und bietet dir proaktiv einen dauerhaft günstigen Bestandskundentarif – ohne Zickzack ab Monat 13. Oder dein Energieversorger schickt dir nach Kündigung ein Gegenangebot, das dem besten Markttarif entspricht, inklusive Preisgarantie. In solchen Fällen ist der Wechselgewinn zu klein für den Aufwand – nimm die Verlängerung, aber dokumentiere die Konditionen sauber.
Umsetzung: So gehst du heute konkret vor
Starte mit deinen letzten Abrechnungen und Verträgen. Trage Verbrauch, Grundpreis, Arbeitspreis/Monatsentgelt, Laufzeitende und Kündigungsfrist in eine kleine Tabelle ein. Suche 2–3 Neuverträge und fordere parallel ein Bestandskundenangebot an. Rechne die 12‑Monats‑Effektivpreise und plane das zweite Jahr. Entscheide bis spätestens 4 Wochen vor Laufzeitende. Sichere Screenshots, bestätige schriftlich, archiviere alles.
Mini‑Tool: Effektivpreis‑Formel (für schnelle Vergleiche)
Effektivpreis Jahr 1 (Strom/Gas) = (Arbeitspreis in ct/kWh × Verbrauch in kWh ÷ 100) + (Grundpreis in € × 12) – Boni in €. Effektivpreis Jahr 1 (Internet) = (Monatsentgelt in € × 12) + Einmalkosten – Aktionsgutschriften. Notiere Jahr 2 separat mit den Anschlusskonditionen, die der Anbieter dir nennt.
Fazit: Aktiv sein zahlt sich aus
Wer systematisch vergleicht, kündigt und verhandelt, gewinnt. Der Neuvertrag bringt oft den besten Preis im ersten Jahr – die Verlängerung kann durch zielgenaue Rückgewinnungsangebote mithalten oder sogar siegen, wenn Service und Stabilität überwiegen. Nimm beides mit: Wettbewerb am Markt und Verhandlung mit deinem Anbieter. Das ist die Strategie, die 2026 wirklich Geld spart.
FAQ: Kurz & knackig
Muss ich jedes Jahr wechseln? Nein. Aber du solltest jedes Jahr vergleichen und kündigungsbereit sein – so erzielst du die besten Konditionen, ob als Neukunde oder als verlängernder Bestandskunde.
Sind Preisgarantien verlässlich? Ja, im Rahmen ihrer Definition. Lies die Details: Häufig ausgenommen sind staatliche Abgaben/Steuern.
Wie vermeide ich Stress beim Internetwechsel? Früh planen, 1–2 Wochen Puffer, Portierung koordinieren, Router rechtzeitig.








