Seit die neuen EU-Energie-Labels mit der Skala A bis G im Handel hängen, sind viele verunsichert: Plötzlich trägt der neue Kühlschrank nur noch ein „C“ statt wie früher „A+++“, die Waschmaschine wirkt mit „B“ auf den ersten Blick durchschnittlich – und trotzdem sind die Geräte oft deutlich effizienter als ältere Modelle. Wer hier nur auf den Buchstaben schaut, kann entweder unnötig viel Geld für ein überdimensioniertes Top-Modell ausgeben oder aus Versehen wieder einen Stromfresser ins Haus holen.
In diesem Ratgeber schauen wir uns an, wie das Energie-Label funktioniert, was sich seit der Umstellung geändert hat, wie groß die Unterschiede zwischen den Klassen A bis G tatsächlich sind – und ab wann sich ein Neukauf wirklich lohnt. So triffst du beim nächsten Gerätekauf eine Entscheidung, die zu deinem Haushalt und deinem Strombudget passt.
Was zeigt das Energie-Label wirklich an?
Das Energie-Label ist in erster Linie ein Vergleichswerkzeug: Es bewertet nicht die absolute Qualität eines Geräts, sondern seine Effizienz im Verhältnis zu anderen Geräten derselben Kategorie. Eine Waschmaschine mit „B“ kann also sehr sparsam sein – aber es gibt in derselben Gerätegruppe noch effizientere Modelle, die dann ein „A“ erhalten.
Neben der farbigen Skala findest du auf dem Label immer auch Zahlenangaben, meist als Jahres- oder Programmbasis. Sie zeigen dir, wie viel Strom das Gerät bei typischer Nutzung voraussichtlich verbraucht. Wichtig: Diese Werte sind genormt und beruhen auf festgelegten Testprogrammen – dein realer Verbrauch hängt am Ende immer von deinem Verhalten ab.
Die neue Skala A bis G
Frühere Labels arbeiteten mit Klassen wie A+, A++ oder A+++. Viele Geräte landeten in den höchsten Kategorien, sodass die Skala für Verbraucher kaum noch Unterschiede zeigte. Mit der Rückkehr zur einfachen Skala von A bis G hat die EU bewusst „Luft nach oben“ gelassen: Die Klasse A ist aktuell für besonders effiziente Technik reserviert, viele neue Geräte liegen daher bei B, C oder D.
Für dich heißt das: Ein Kühlschrank mit „C“ kann sehr effizient sein – vor allem im Vergleich zu einem zehn Jahre alten Gerät ohne neues Label. Du solltest die Buchstaben also immer im Kontext sehen: Neu gegen alt, nicht nur Gerät gegen Gerät im gleichen Ladenregal.
Piktogramme und Zusatzinfos richtig lesen
Unter der Farbleiste findest du mehrere Symbole, die je nach Gerätetyp unterschiedliche Informationen liefern. Typisch sind zum Beispiel:
- Angabe des jährlichen Stromverbrauchs in kWh bei Standardnutzung
- Fassungsvermögen, z.B. Liter bei Kühlschränken oder Kilogramm bei Waschmaschinen
- Geräuschangaben in Dezibel, etwa für den Betrieb von Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler
Diese Zusatzinfos sind wichtig, um die Energieklasse richtig zu beurteilen. Ein sehr großes Gerät braucht natürlich mehr Strom als ein kleines – kann aber trotzdem effizienter sein, wenn es bezogen auf seine Größe weniger verbraucht.
Wie groß sind die Unterschiede zwischen A und G in Euro?
Die Energieklasse lässt sich nicht eins zu eins in Euro übersetzen – sie zeigt nur, in welchem Effizienzbereich sich ein Gerät bewegt. Trotzdem kannst du aus den Label-Angaben grob ableiten, wie stark sich zwei Modelle bei den Stromkosten unterscheiden werden.
Entscheidend ist der angegebene Jahresverbrauch in kWh. Multiplizierst du diesen Wert mit deinem Strompreis, erhältst du die voraussichtlichen Stromkosten pro Jahr. Vergleiche nun mehrere Geräte derselben Kategorie miteinander: Der Unterschied im Jahresverbrauch ist deine jährliche Ersparnis.
Typische Spannen bei gängigen Geräten
Je nach Gerätetyp können die Unterschiede schnell deutlich werden:
- Kühlschränke und Gefrierschränke laufen rund um die Uhr. Hier machen schon wenige Dutzend kWh Unterschied pro Jahr über die gesamte Nutzungsdauer leicht einige hundert Euro aus.
- Waschmaschinen und Geschirrspüler werden seltener betrieben, dafür oft mit hohen Temperaturen. Effiziente Modelle sparen vor allem dann viel, wenn du sie regelmäßig nutzt und die Eco-Programme einsetzt.
- Wäschetrockner gehören zu den größten Stromverbrauchern im Haushalt. Zwischen einem älteren Kondenstrockner und einem modernen Wärmepumpentrockner liegen häufig sehr große Verbrauchsunterschiede.
Je länger du ein Gerät nutzt und je häufiger es läuft, desto stärker wirken sich bessere Energieklassen auf dein Konto aus.
Wann lohnt sich ein Neukauf wirklich?
Ein energieeffizientes Gerät ist nicht automatisch ein guter Deal. Du musst immer den Kaufpreis, die zu erwartende Stromersparnis und die Restlebensdauer deines alten Geräts zusammen betrachten. Manchmal ist es günstiger, ein altes Gerät noch zwei, drei Jahre zu nutzen – in anderen Fällen frisst der hohe Verbrauch die vermeintliche Ersparnis schnell wieder auf.
Altgerät weiter nutzen oder austauschen?
Ein grober Richtwert: Ist dein Kühlschrank, Gefrierschrank oder Trockner deutlich über zehn Jahre alt, lohnt sich ein Vergleich fast immer. Die Technik hat sich so stark verbessert, dass moderne Geräte bei ähnlicher Größe oft nur noch einen Bruchteil des Stroms verbrauchen.
Bei relativ jungen Geräten sieht es anders aus. Wenn dein drei Jahre alter Geschirrspüler „C“ statt „A“ trägt, ist ein sofortiger Austausch in der Regel wirtschaftlich unsinnig – zu groß ist der Restwert, zu gering der zusätzliche Effizienzsprung.
Realistisch ist deshalb eine Mischstrategie: Kritische Dauerläufer wie Kühlschränke und Gefriertruhen erst prüfen und bei sehr schlechtem Label zeitnah ersetzen, andere Geräte dann tauschen, wenn sie ohnehin reparaturbedürftig sind oder du aus Komfortgründen neu kaufen willst.
Wie berechnest du die Amortisation?
Wenn du genauer rechnen möchtest, hilft eine einfache Abschätzung: Stelle dem Kaufpreis die jährliche Stromersparnis gegenüber. Teile den Aufpreis des sparsameren Geräts durch die geschätzte jährliche Ersparnis – das Ergebnis zeigt dir, nach wie vielen Jahren sich der Mehrpreis rechnet.
Liegt die Amortisationszeit innerhalb der zu erwartenden Lebensdauer, ist das neue Gerät wirtschaftlich interessant. Bedenke dabei, dass Strompreise tendenziell eher steigen als sinken – ein Effekt, der effiziente Geräte zusätzlich attraktiver macht.
Energie-Label und Gerätegröße: passend statt überdimensioniert
Ein häufiger Fehler beim Kauf: Zu große Geräte werden mit vermeintlich guter Energieklasse kombiniert. Ein XXL-Kühlschrank mit Klasse B kann im Alltag mehr Strom verbrauchen als ein kleineres Gerät mit Klasse C – einfach weil er mehr Volumen dauerhaft kühlen muss.
Achte deshalb nicht nur auf den Buchstaben, sondern auch auf die passende Größe für deinen Haushalt. Zwei Personen brauchen selten eine riesige Kühl-Gefrier-Kombination, ebenso wenig wie eine 9-kg-Waschmaschine, wenn nur gelegentlich gewaschen wird.
Geräte, die regelmäßig nur halb gefüllt sind, arbeiten oft ineffizient – selbst wenn das Label gut aussieht. Passgenauigkeit ist deshalb ein zentraler Sparfaktor.
Eco-Programme: Was das Label nicht erzählen kann
Das Energie-Label geht immer von genormten Testbedingungen aus. In der Praxis spielt dein Nutzungsverhalten eine mindestens ebenso große Rolle. Eco-Programme, richtige Beladung und Temperaturwahl entscheiden mit darüber, ob ein Gerät nur auf dem Papier effizient ist oder auch auf deiner Rechnung.
Waschmaschine und Geschirrspüler
Bei Wasch- und Spülmaschinen basieren die Labelwerte meist auf Eco-Programmen mit längerer Laufzeit und niedrigeren Temperaturen. Viele Nutzer wählen im Alltag dagegen Schnellprogramme oder hohe Temperaturen – und verzichten damit unbewusst auf den größten Teil der Einsparung.
Wenn du die Eco-Programme konsequent nutzt und Maschinen möglichst voll belädst, kommst du oft sehr nah an die Werte auf dem Etikett. Eine 60-Grad-Wäsche ist seltener nötig als gedacht, ebenso wie das „Intensivprogramm“ beim Geschirr.
Kühlschrank, Gefrierschrank und Stand-by-Verluste
Bei Kühlgeräten kannst du zusätzlich sparen, indem du die empfohlene Temperatur einstellst: Im Kühlschrank reichen in der Regel 7 Grad, im Gefrierteil -18 Grad. Jedes zusätzliche Grad kälter erhöht den Energieverbrauch.
Vermeide lange offene Türen, lasse warme Speisereste erst abkühlen und achte darauf, dass Lüftungsschlitze nicht verdeckt sind. So hilfst du deinem Gerät, das Einsparpotenzial der guten Energieklasse wirklich auszuspielen.
Typische Fehler beim Umgang mit dem Energie-Label
Wer das Label nur oberflächlich betrachtet, tappt leicht in Kostenfallen. Einige Missverständnisse tauchen immer wieder auf – und lassen sich mit etwas Hintergrundwissen vermeiden.
Häufige Denkfehler, die Geld kosten
- Nur auf den Buchstaben achten, ohne Jahresverbrauch, Gerätegröße und Nutzungsprofil zu berücksichtigen
- Aus reiner Prinzipienfrage ein A-Gerät kaufen, obwohl der Mehrpreis sich bei selten genutzten Geräten kaum amortisiert
- Eco-Programme und richtige Beladung ignorieren und dann enttäuscht über „zu hohe“ Stromkosten sein
Wenn du diese Fallen kennst, kannst du das Energie-Label als das nutzen, was es ist: ein starkes, aber nicht vollständiges Werkzeug für deine Kaufentscheidung.
Schritt für Schritt zum passenden, sparsamen Gerät
Beim nächsten Gerätekauf lohnt es sich, strukturiert vorzugehen. Überlege zuerst, wie oft und wofür du das Gerät wirklich nutzt. Bestimme dann eine sinnvolle Gerätegröße für deinen Haushalt. Erst danach vergleichst du Modelle in Frage kommender Energieklassen anhand des jährlichen Verbrauchs.
Notiere dir zwei oder drei Favoriten und rechne grob aus, welche Stromkosten über die geplante Nutzungsdauer anfallen. Beziehe dabei deinen voraussichtlichen Strompreis mit ein und prüfe, ob der Mehrpreis für ein effizienteres Gerät in einem vernünftigen Zeitraum wieder hereinkommt.
Zum Schluss lohnt ein Blick auf Bedienkomfort, Lautstärke und Zusatzfunktionen. Denn ein Gerät, das zwar effizient ist, aber im Alltag nervt oder nie im Eco-Modus läuft, nutzt dir wenig. Die beste Kombination aus Effizienz, passender Größe und praktischer Handhabung ist am Ende die Lösung, mit der du langfristig am meisten Geld sparst.
Fazit: Energie-Label als Kompass, nicht als alleiniger Entscheider
Das Energie-Label in der neuen Skala von A bis G ist ein wichtiger Kompass beim Gerätekauf – aber eben nur einer von mehreren. Wenn du die Angaben auf dem Etikett richtig einordnest, die Gerätegröße passend wählst und Eco-Programme im Alltag nutzt, kannst du deine Stromkosten über viele Jahre deutlich reduzieren.
Am meisten sparst du bei Dauerläufern wie Kühlschränken, Gefriergeräten und Trocknern, besonders wenn du sehr alte Geräte ersetzt. Bei seltener genutzten Geräten lohnt sich dagegen eine genaue Rechnung, ob der Aufpreis für die beste Energieklasse wirklich sinnvoll ist.
Kurz gesagt: Nicht der grünste Balken allein spart Geld, sondern die Kombination aus kluger Gerätewahl und bewusster Nutzung. Wenn du beides zusammenbringst, wird das Energie-Label zu einem echten Werkzeug, um dein Strombudget 2026 und in den Folgejahren spürbar zu entlasten.








