Dienstag, 16 Dezember 2025
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Heizkurve einstellen: so senkst du Gas- & Stromkosten

Mit einer sauber eingestellten Heizkurve sinken dein Energieverbrauch und deine Kosten – oft ganz ohne Komfortverlust.

Die Heizkurve ist der unscheinbare „Regisseur“ deiner Heizung: Sie legt fest, wie warm das Heizwasser je nach Außentemperatur sein soll. Eine zu steile oder zu hoch angesetzte Kurve verbrennt bares Geld – bei Gasheizungen ebenso wie bei Wärmepumpen. In diesem Leitfaden lernst du praxisnah, wie du die Heizkurve richtig einstellst, woran du eine gute Justierung erkennst, und wie du typische Fehler vermeidest. Ziel: gleicher Wohnkomfort bei weniger Kilowattstunden.

Was die Heizkurve eigentlich ist

Die Heizkurve (auch: Heizkennlinie) beschreibt den Zusammenhang zwischen Außentemperatur und Vorlauftemperatur. Je kälter es draußen ist, desto höher muss das Heizwasser temperiert werden, damit die Räume angenehm bleiben. Zwei Parameter dominieren die Kurve: die Neigung (Steilheit) und das Niveau (Parallelverschiebung). Beide wirken zusammen – und beide lassen sich optimieren.


Eine zu hohe Neigung lässt die Vorlauftemperatur schon bei milder Witterung stark steigen. Ein zu hohes Niveau schiebt die gesamte Kurve nach oben, sodass auch an milden Tagen unnötig warmes Wasser durch die Heizflächen läuft. Beides kostet Energie.

Warum die Heizkurve über deine Kosten entscheidet

Die Vorlauftemperatur ist ein Haupthebel für Effizienz. Bei Gas-Brennwertgeräten sinkt mit niedriger Rücklauftemperatur die Abgas-Temperatur, der Brennwerteffekt verbessert sich und der Gasverbrauch fällt. Wärmepumpen profitieren noch stärker: Je niedriger die notwendige Vorlauftemperatur, desto höher die Leistungszahl (COP) und desto niedriger die Stromkosten. Das Ergebnis spürst du in der Abrechnung.

Je passender die Heizkurve, desto länger kann die Anlage im effizienten Teillastbereich durchlaufen, anstatt häufig ein- und auszuschalten. Stetiger Betrieb senkt auch den Verschleiß.

Voraussetzungen: Damit die Heizkurve wirken kann

Bevor du drehst, prüfe die Basis. Nur wenn das System hydraulisch und regelungstechnisch im Lot ist, „antwortet“ die Anlage sauber auf Kurvenänderungen.

Hydraulischer Abgleich & Durchflüsse

Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass alle Heizflächen genau die richtige Wassermenge erhalten. Ohne Abgleich überheizen nahe Räume und entfernte kühlen aus – eine Heizkurven-Optimierung wird dann zum Blindflug. Sprich: Erst Durchflüsse (Heizkörper-Ventile bzw. Verteiler bei Fußbodenheizung) korrekt einstellen lassen, dann die Heizkurve feinjustieren.

Außentemperaturfühler & Raumaufschaltung

Die Heizkurve arbeitet mit dem Außentemperaturfühler. Sitzt er falsch (Südseite, direkte Sonne, über Fenstern), verfälscht das die Regelung. Prüfe Montageort und Plausibilität der angezeigten Außentemperatur. Manche Regelungen erlauben eine Raumaufschaltung: Ein Referenzraum korrigiert die Kurve leicht nach oben oder unten. Das kann helfen – ist aber kein Ersatz für eine richtig gesetzte Kurve.

Thermostate & Zeitprogramme

Thermostatventile sollten frei atmen können, nicht hinter Vorhängen stecken. Für den Start der Optimierung stellst du sie im Hauptwohnraum auf eine Zieltemperatur (z. B. 20–21 °C) und beobachtest dann. Starte mit gleichmäßigen Zeitprogrammen ohne starke Nachtabsenkung – erst optimieren, dann Feinschliff.

Heizsystem verstehen: Heizkörper vs. Fußbodenheizung

Heizflächen bestimmen die notwendige Vorlauftemperatur. Große Flächen wie bei der Fußbodenheizung geben viel Wärme mit niedrigeren Temperaturen ab; klassische Heizkörper brauchen je nach Dimensionierung höhere Vorläufe.

Heizkörper (Radiatoren)

Oft historisch gewachsen, manchmal knapp dimensioniert. Ziel ist eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur bei noch ausreichender Behaglichkeit. Achte besonders auf stetigen Betrieb und begrenze zu hohe Temperaturen, um Taktung zu vermeiden.

Fußbodenheizung (FBH)

Träge, aber effizient: Die FBH reagiert langsamer, dafür läuft sie am besten mit konstant niedrigen Vorläufen. Kleine Kurvenänderungen wirken verzögert – gib jeder Anpassung genügend Zeit, damit sich die Raumtemperatur stabilisieren kann.

Schritt-für-Schritt-Plan: In einer Woche zur passenden Heizkurve

In der Praxis bewährt sich ein systematisches Vorgehen. Plane rund eine Woche ein, in der du in kleinen Schritten anpasst und beobachtest.

Tag 1–2: Startwerte festhalten

Notiere Außentemperatur, Vor- und Rücklauftemperatur, Raumtemperaturen im Referenzraum (z. B. Wohnzimmer) und in zwei weiteren Räumen (z. B. Schlafzimmer, Bad). Lasse die Anlage kontinuierlich laufen. Zieltemperatur im Referenzraum: 20–21 °C.

Tag 3: Neigung senken

Senke die Neigung minimal (z. B. um 0,1 Schritte oder eine Stufe, je nach Reglertyp). Beobachte den Referenzraum über mindestens 24 Stunden. Bleibt es zu warm, senke weiter. Wird es zu kühl, hebe nach – aber warte jeweils mindestens einen Tag.

Tag 4–5: Niveau (Parallelverschiebung) justieren

Stimmt die Neigung, aber die Räume sind insgesamt zu warm oder zu kühl, verschiebst du die Kurve nach unten oder oben. Wieder in kleinen Schritten arbeiten und immer 24 Stunden beobachten.

Tag 6: Einzelräume prüfen

Sind manche Räume zu kalt, obwohl der Referenzraum passt, prüfe Durchflüsse bzw. Thermostatventile. Die Heizkurve ist systemweit – Einzelraum-Probleme löst du selten mit einer globalen Kurvenänderung.

Tag 7: Feinschliff & Dokumentation

Hast du stabile Wunschtemperaturen ohne ständiges Eingreifen erreicht, dokumentiere Neigung, Niveau und typische Vorlauftemperaturen. So findest du bei Witterungswechseln schnell wieder in den optimalen Bereich zurück.

Richtwerte: Vorlauf vs. Außentemperatur (nur als Startpunkt)

Richtwerte sind keine Dogmen – die reale Gebäudehülle, Fensterqualität und Heizflächendimensionierung entscheiden. Nutze die Werte als Startlinie und arbeite dich nach unten.

Außentemperatur (°C) Typ. Vorlauf Heizkörper (°C) Typ. Vorlauf FBH (°C) Hinweis
+10 35–45 25–30 Mild: große Einsparchance durch niedriges Niveau
+5 40–50 27–32 Oft zu hoch eingestellt – ausprobieren, ob weniger reicht
0 45–55 30–35 Viele Häuser kommen mit 45–50 °C aus
−5 50–60 32–38 Nur an kalten Tagen nötig – sonst absenken
−10 55–65 35–40 Altbau/ungedämmt braucht teils mehr, prüfen

Zwischen den Punkten verläuft deine persönliche Heizkurve – je besser gedämmt und je größer die Heizflächen, desto flacher darf sie sein.

Brennwert-Gas: So nutzt du den Kondensationseffekt

Gas-Brennwertgeräte holen Extraenergie aus dem Abgas, wenn der Rücklauf unter die Taupunkttemperatur sinkt (typisch um 55 °C bei Erdgas). Das gelingt mit niedrigen Vorläufen und ausreichend großen Heizflächen. Eine zu steile Heizkurve hebt die Rücklauftemperatur – der Brennwerteffekt bricht ein. Deine Aufgabe: so niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.

Achte zudem auf modulierenden Betrieb. Wenn die Anlage ständig startet und stoppt, ist oft die Heizkurve zu hoch oder die Mindestleistung der Therme zu groß für das Haus. Dann hilft das Senken der Kurve und längere Laufzeiten im Teillastbereich.

Wärmepumpe: Jeder Grad zählt beim Strom

Wärmepumpen lieben niedrige Vorläufe. Jede Reduktion um 1 K spart grob 2–3 % Strom, weil die Verdichterarbeit sinkt. Eine flache, sorgfältig optimierte Heizkurve ist hier der Königsweg. Vermeide harte Nachtabsenkungen: Die WP muss am Morgen sonst mit hohem Temperaturhub „aufholen“, was die Effizienz killen kann. Besser: geringe, konstante Absenkung oder durchheizen lassen und die Kurve insgesamt heruntertrimmen.

Nachtabsenkung: Sinnvoll oder Geldfresser?

Starke Nachtabsenkungen (z. B. −5 K) sind bei Fußbodenheizungen meist kontraproduktiv: Die Trägheit führt morgens zu hohen Vorlauftemperaturen und längeren Aufheizphasen. Bei Radiatoren kann eine moderate Absenkung von 1–2 K sinnvoll sein – teste sie erst nach abgeschlossener Kurvenoptimierung. Generell gilt: Eine sauber eingestellte Kurve spart oft mehr als aggressive Zeitprogramme.

Sommerabschaltung & Heizgrenze

Viele Regelungen bieten eine Heizgrenze (z. B. 16–18 °C Außentemperatur). Wird es draußen wärmer, schaltet die Heizung automatisch ab. Setze die Grenze nicht zu niedrig – sonst heizt die Anlage an lauen Frühlingstagen unnötig mit. Prüfe auch die Warmwasser-Priorität: Sie kann kurzfristig hohe Vorläufe erzwingen; das ist normal und kein Fehler der Heizkurve.

Raumtemperatur richtig messen

Verlasse dich nicht nur auf gefühlte Behaglichkeit. Nutze ein zuverlässiges Thermometer im Referenzraum auf 1,1–1,5 m Höhe, fern von Heizkörpern, Fenstern und direkter Sonneneinstrahlung. Eine Abweichung von 0,5 K kann die Beurteilung der Kurve bereits kippen. Für die Dokumentation lohnt ein kleines Messprotokoll.

Dokumentationsschema für deine Optimierung

Halte pro Tag fest: Datum, Außentemperatur (Min/Max), Vorlauf/Rücklauf (Min/Max), Referenzraum-Isttemperatur (Min/Max), gefühlter Komfort (skaliert 1–5), Neigung, Niveau, besondere Ereignisse (Fenster offen, viele Gäste, Backofen). Nach einer Woche hast du ein klares Bild – und siehst, wo noch Potenzial schlummert.

Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

Folgende Stolperfallen sorgen dafür, dass selbst die beste Heizkurve nicht greift.

  • Thermostatventile drosseln, weil die Heizkurve zu hoch ist: Räume werden heiß, Ventile schließen, Vorlauftemperatur bleibt dennoch oben – Ergebnis: Taktung und Energieverlust. Besser: Kurve senken, Ventile öffnen lassen.
  • Nachtabsenkung zu stark: Morgendliches Aufheizen treibt Vorlauftemperaturen hoch, besonders bei Wärmepumpen. Besser: geringe Absenkung oder durchheizen.
  • Einzelräume falsch bewertet: Ein kühles Eckzimmer verführt zu global höherer Kurve. Ursache ist oft ein zu niedriger Durchfluss oder eine ungünstige Heizkörpergröße – nicht die gesamte Heizkennlinie.

Feinjustage nach Gebäudetyp

Altbauten mit wenig Dämmung reagieren stärker auf Außentemperaturwechsel – eine etwas höhere Neigung kann nötig sein, aber das Niveau sollte so tief wie möglich bleiben. In Neubauten mit guter Dämmung und großen Heizflächen ist eine flache Kurve ideal. Prüfe nach Fenstertausch oder Dämmmaßnahmen die Kurve neu – die alte Einstellung passt dann nicht mehr.

Strom sparen mit smarter Regelung

Smarte Thermostate und Raumfühler liefern Daten, die dir bei der Kurvenbewertung helfen. Aber: Wenn du die Heizkurve zu hoch lässt, „arbeiten“ smarte Ventile ständig gegen die Quelle, das kostet Pumpenstrom und senkt Effizienz. Erst die Quelle (Heizkurve) optimieren, dann die Raumautomation fein abstimmen.

Heizkurve und Warmwasser – getrennte Welten

Viele verwechseln beides: Die Heizkurve steuert das Heizwasser für die Räume, nicht das Trinkwarmwasser. Warmwasser-Temperaturen (Legionellenhygiene beachten) stellst du separat ein. Kurzzeitige hohe Vorlauftemperaturen während der Warmwasserbereitung sind normal und kein Zeichen einer „zu steilen“ Heizkurve.

Bonus: Einfache Sparformel zum Abschätzen der Ersparnis

Konservativ kannst du abschätzen: Senkst du die durchschnittliche Vorlauftemperatur um 5 K, sind 5–10 % weniger Energie für Heizen realistisch – bei Wärmepumpen teils mehr. Beispielrechnung: Verbraucht dein Haus 12.000 kWh Gas für Raumwärme, ergeben 7 % Einsparung etwa 840 kWh weniger. Bei 9 ct/kWh sind das ~76 € pro Jahr – bei noch strengeren Kurven oder WP sogar deutlich mehr.

Praxisbeispiele: Drei typische Start-Setups

1) 1990er-Mehrfamilienhaus mit Radiatoren

Start mit Neigung 1,2 und Niveau 0 K (Regler-spezifisch). Räume zu warm bei +8 °C außen? Neigung schrittweise auf 1,0, dann 0,9. Ziel: Bei 0 °C außen reichen 50–52 °C Vorlauf.

2) Neubau EFH mit FBH

Start mit Neigung 0,4 und Niveau −2 K. Räume bei +5 °C außen um 0,5 K zu warm? Zuerst Niveau um 1–2 K senken. Reaktionszeit beachten: jeweils 24–48 h.

3) Luft/Wasser-Wärmepumpe mit gemischtem System

Radiatoren im OG, FBH im EG. Gemischte Heizkreise mit eigener Kurve fahren. Radiatorenkreis so flach wie möglich, ideal < 50 °C bei 0 °C außen. FBH separat optimieren.

Checkliste für deinen nächsten Heizkurven-Feinschliff

Auch nach der ersten Optimierung lohnt ein Blick alle paar Wochen:

  • Außenfühler plausibel? Anzeige vs. echtes Außenthermometer prüfen.
  • Raum-Solltemperatur realistisch? 20–21 °C im Wohnbereich als Referenz.
  • Laufzeiten stabil? Weniger Taktung = effizientere Anlage.

Häufige Fragen zur Heizkurve

Wie schnell merke ich Änderungen?

Bei Radiatoren oft innerhalb weniger Stunden, bei FBH kann es 1–2 Tage dauern. Deshalb: kleine Schritte, Geduld und Dokumentation.


Ist eine Nachtabsenkung grundsätzlich schlecht?

Nein. Bei Radiatoren kann eine moderate Absenkung funktionieren. Bei träge reagierenden Systemen (FBH) ist konstantes Fahren mit flacher Kurve meist sparsamer.

Was, wenn einzelne Räume trotz passender Kurve kühl bleiben?

Prüfe Durchfluss, Entlüftung, ggf. Heizkörpergröße oder Wärmedämmung. Die globale Kurve hochzuziehen ist selten sinnvoll.

Mini-Workflow für die Heizperiode

Setze dir drei fixe Termine: Saisonstart (Kurve prüfen), Kältewelle (Neigung checken) und Frühlingsphase (Heizgrenze optimieren). Mit drei gezielten Eingriffen pro Saison holst du einen großen Teil des Sparpotenzials – ohne ständiges Schrauben.

Fazit: Die Heizkurve ist dein stärkster Gratis-Sparhebel

Anstatt teure Komponenten nachzurüsten, holst du mit einer sauber eingestellten Heizkurve oft zweistellige Prozentwerte an Einsparung – bei vollem Komfort. Nimm dir eine Woche, arbeite strukturiert, dokumentiere – und genieße danach ruhige, effiziente Heizläufe.

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