VersicherungenRürup-RenteRürup‑Rente: Regeln, Vorteile, wer profitiert

Rürup‑Rente: Regeln, Vorteile, wer profitiert

Basisrente richtig nutzen – so kombinierst du Steuervorteile und solide Altersvorsorge, ohne unnötige Kosten zu zahlen.

Die Rürup‑Rente – offiziell Basisrente – ist eine staatlich geförderte Form der privaten Altersvorsorge. Ihr Kernversprechen: Heute Beiträge als Sonderausgaben von der Steuer absetzen, später eine lebenslange Rente erhalten. Für gut verdienende Selbstständige und Freiberufler ist sie oft die einzige echte Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung. Aber auch Angestellte können mit der Basisrente strategisch Lücken schließen und Steuervorteile sichern. Dieser Leitfaden erklärt praxisnah die Regeln, die Vorteile und für wen sich Rürup wirklich lohnt – inklusive Rechenbeispielen, Vertrags‑Check und typischen Fehlern.

Was die Basisrente von anderen Produkten unterscheidet

Die Basisrente ist in einigen Punkten strenger reguliert als klassische Privatrenten: Es gibt keine Kapitalauszahlung, sondern immer eine lebenslange Rente. In der Ansparphase lassen sich Beiträge steuerlich absetzen – bis zu einem gesetzlich festgelegten Höchstbetrag pro Jahr. Diese Kombination aus strenger Verrentung und steuerlicher Begünstigung macht die Rürup‑Rente zu einem Baustein, der planbare Alterseinkünfte ermöglicht, aber wenig Flexibilität während der Laufzeit bietet.

Kurz erklärt: Nachgelagerte Besteuerung

Während der Einzahlungsjahre mindern deine Beiträge als Sonderausgaben dein zu versteuerndes Einkommen. In der Rentenphase gilt die nachgelagerte Besteuerung: Ein prozentualer Anteil deiner Rente ist – abhängig vom Jahr des Rentenbeginns – steuerpflichtig. Dadurch verschiebst du die Steuerlast in eine Phase, in der dein Gesamteinkommen meist niedriger ist.

Steuerliche Regeln: Höchstbetrag, Abzug und Anrechnung

Die steuerliche Förderung ist das Herzstück der Rürup‑Rente. Entscheidend sind drei Punkte: der jährliche Höchstbetrag, der Abzugsprozentsatz und die Verrechnung mit anderen Altersvorsorgeaufwendungen (z. B. gesetzliche Rentenbeiträge).

Höchstbetrag und Absetzbarkeit in der Praxis

Seit 2023 sind Beiträge zur Basisrente zu 100 % als Sonderausgaben abziehbar – natürlich nur bis zum jährlich geltenden Höchstbetrag. Für das Steuerjahr 2025 liegt dieser bei 29.344 € für Alleinstehende und 58.688 € für zusammen veranlagte Ehe‑ bzw. Lebenspartner. Wer in die gesetzliche Rentenversicherung oder ein Versorgungswerk einzahlt, muss diese Beiträge auf den Höchstbetrag anrechnen. In der Steuererklärung läuft der Abzug über die Anlage „Vorsorgeaufwendungen“.

Beispiel: Eine freiberufliche Architektin erzielt 95.000 € zu versteuernde Einkünfte. Sie zahlt 12.000 € in ihre Basisrente. Die 12.000 € senken direkt das zu versteuernde Einkommen – bei einem Grenzsteuersatz von z. B. 42 % spart sie rund 5.040 € Einkommensteuer. Effektiv kostet sie der Jahresbeitrag nach Steuern also 6.960 €.

Rentenbeginn und Besteuerung im Alter

Der frühestmögliche Auszahlungsstart liegt – für Verträge ab 2012 – bei vollendetem 62. Lebensjahr. Der steuerpflichtige Anteil der Rente richtet sich dauerhaft nach dem Kalenderjahr, in dem die erste Rentenzahlung zugeht. Für einen Rentenbeginn 2025 sind 83,5 % der Rente steuerpflichtig; der steuerfreie Anteil wird als fester Eurobetrag lebenslang festgeschrieben. Bis 2058 steigt der steuerpflichtige Anteil stufenweise auf 100 %.

Beispiel: Beginnt deine Basisrente 2025 mit 10.000 € Jahresrente, bleiben 16,5 % (= 1.650 €) steuerfrei – dauerhaft. Erhöht sich die Rente später auf 11.000 €, bleibt der steuerfreie Betrag weiterhin 1.650 €; lediglich der Mehrbetrag ist voll steuerpflichtig.

Flexibilität, Liquidität und Schutz: Was du realistisch erwarten kannst

Die Basisrente ist auf Sicherheit und Planbarkeit ausgelegt – nicht auf maximale Flexibilität. Das hat Vor‑ und Nachteile, die du vor Abschluss kennen solltest.

Auszahlung ausschließlich als lebenslange Rente

Eine Kapital‑ oder Teilkapitalauszahlung ist bei der Rürup‑Rente grundsätzlich ausgeschlossen. Du tauschst dein angespartes Kapital in eine lebenslange Leibrente. Dadurch vermeidest du das Langlebigkeitsrisiko, gibst aber die Option auf große Einmalentnahmen auf.

Kündigung, Beitragsfreistellung und Pausen

Eine ordentliche Kündigung mit Rückkaufswert gibt es nicht. Wenn du einmal nicht weiter zahlen willst oder kannst, lässt sich der Vertrag beitragsfrei stellen oder vorübergehend pausieren. Das bereits gebildete Deckungskapital bleibt im Vertrag.

Pfändungs‑ und Sozialschutz

Während der Ansparphase ist die Basisrente in vielen Konstellationen besonders geschützt: Sie kann nicht beliehen, verkauft oder abgetreten werden. In der Regel gilt ein bevorzugter Schutz gegenüber Pfändung; im Leistungsbezug wird häufig nur der Teil oberhalb von Freibeträgen angerechnet. Dieser Schutz ist einer der Gründe, warum Selbstständige Rürup oft als „krisensicheren“ Baustein schätzen. In der Rentenphase gelten wie üblich Pfändungsgrenzen – die Grundsicherung bleibt geschont, darüber hinausgehende Beträge können anteilig pfändbar sein.

Für wen lohnt sich die Rürup‑Rente wirklich?

Ob Rürup passt, entscheidet sich weniger an Produktnamen als an deiner steuerlichen Situation und deinen Lebensplänen. Grundsätzlich gilt: Je höher dein persönlicher Grenzsteuersatz heute und je niedriger deine Einkünfte im Ruhestand, desto attraktiver wird die Basisrente.

Zielgruppen mit klaren Vorteilen

  • Selbstständige und Freiberufler ohne Pflicht in der gesetzlichen Rente: Maximieren den Sonderausgaben‑Abzug und erhalten planbare, lebenslange Alterseinkünfte.
  • Gutverdienende Angestellte mit Spitzensteuersatz: Nutzen Rürup ergänzend, wenn Riester oder betriebliche Wege ausgeschöpft sind oder nicht passen.
  • Alle, die langfristige Sicherheit wünschen: Durch Verrentung und Langlebigkeitsschutz kalkulierbar – mit Hinterbliebenen‑Optionen, wenn vertraglich eingeschlossen.

Für wen Rürup eher ungeeignet ist

Wer hohe Liquidität, flexible Kapitalentnahmen oder die Option auf vollständige Vererbung erwartet, wird mit der Basisrente selten glücklich. Auch junge Menschen mit unsicherem Einkommen sollten die Unkündbarkeit und Bindung sehr sorgfältig gegen andere Sparformen abwägen.

Produktarten, Kosten und Renditehebel

Die Basisrente gibt es als klassische Rentenversicherung, fondsgebundene Variante (mit oder ohne Garantien) oder als ETF‑basierte Nettopolice. Die langfristige Rendite hängt primär an zwei Stellschrauben: Kapitalanlage und Kosten. Weil die steuerliche Förderung produktneutral wirkt, solltest du besonderes Augenmerk auf transparente Gesamtkosten (TER, Policenkosten, Zillmerung) legen – am besten mit Brutto‑/Netto‑Vergleichen über 20–30 Jahre.

Klassisch vs. fondsgebunden vs. Nettopolice

Klassische Tarife bieten Garantien, aber in Zeiten niedriger Garantiezinsen meist geringere Renditechancen. Fondsgebundene Policen erlauben höhere Aktienquoten – und damit langfristig bessere Ertragserwartungen, aber mit Schwankungen. Nettopolicen verzichten auf eingepreiste Abschlussprovisionen; dafür fällt ein gesondertes Honorar für die Beratung/Betreuung an. Rechne über die volle Laufzeit durch, was nach Kosten netto ankommt.

Praxis‑Tabelle: Steuerrahmen und Absetzbarkeit

Die folgende Übersicht hilft bei Planung und Content‑Aktualisierung. Werte dienen der Einordnung und zeigen die Dynamik der letzten Jahre.

Steuerjahr Höchstbetrag Single Höchstbetrag Ehe/LPart Abzugssatz Beiträge
2023 26.528 € 53.056 € 100 %
2024 27.566 € 55.132 € 100 %
2025 29.344 € 58.688 € 100 %

Hinweis für die Planung: Gesetzliche Renten- oder Versorgungswerksbeiträge werden auf den Höchstbetrag angerechnet. Für die Steuererklärung nutzt du die Anlage „Vorsorgeaufwendungen“.

Hinterbliebene, Vererbung, Garantien

Standardmäßig ist die Rürup‑Rente nicht frei vererbbar. Du kannst jedoch Hinterbliebenenschutz (z. B. Rentengarantiezeit ab Rentenbeginn oder Hinterbliebenenrente für Ehepartner/Kinder) vertraglich einschließen. Das kostet Rendite, schafft aber Planungssicherheit für die Familie. Prüfe genau, welche Zusatzoptionen sinnvoll sind und wie sie sich auf die garantierte und prognostizierte Rente auswirken.

Berufsunfähigkeit in der Basisrente kombinieren?

Viele Versicherer bieten eine BU‑Zusatzversicherung innerhalb der Basisrente an. Beiträge sind dann – anteilig und nach versicherungsmathematischer Aufteilung – ebenfalls als Sonderausgaben abziehbar. Vorteil: steuerliche Entlastung. Nachteil: Komplexere Verrechnung, gegebenenfalls geringere Transparenz als bei separater BU‑Police. Eine ehrliche Vergleichsrechnung zwischen „Kombi“ und „zwei Verträgen“ lohnt sich.

Rechenbeispiele: Steuerersparnis und Nettobelastung

Fall 1: Selbstständiger Entwickler (48), Gewinn 120.000 €
Er zahlt 18.000 € in die Basisrente ein. Bei einem Grenzsteuersatz von 42 % plus Solidaritätszuschlag liegt die unmittelbare Steuerentlastung bei ca. 7.560 €–7.740 € (je nach Soli‑Relevanz). Die Nettobelastung sinkt effektiv auf rund 10.300 €–10.500 €.

Fall 2: Angestellte Ärztin (40), Brutto 95.000 €, Pflichtbeiträge RV ca. 9.500 €
Die anrechenbaren RV‑Beiträge mindern den Rürup‑Spielraum. Verbleibender Höchstbetrag 2025: 29.344 € minus 9.500 € = 19.844 €. Zahlt sie 10.000 € in die Basisrente, spart sie – bei angenommener Grenzsteuer von 42 % – ca. 4.200 € Steuern.

Fall 3: Späterer Rentenbeginn (70) zur Ertragserhöhung
Wer den Rentenbeginn nach hinten schiebt, erhält – je nach Tarif – höhere garantierte und prognostizierte Monatsrenten. Das steigert die Versorgung im Alter, verändert aber nicht den einmal festgelegten steuerfreien Eurobetrag (maßgeblich bleibt das Jahr des erstmaligen Bezugs).

Vertrags‑Check: So findest du ein faires Rürup‑Angebot

  • Kostenstruktur offenlegen lassen: Abschluss‑/Vertriebskosten, laufende Policenkosten, Fondskosten (TER), ggf. Performance‑Fee. Lass dir Effektivkosten über 20–30 Jahre ausweisen.
  • Kapitalanlage passend wählen: Weltweite, breit gestreute Aktienfonds/ETFs für die lange Laufzeit; sichere Bausteine nach Risikoprofil. Rebalancing und Lifecycle‑Konzepte prüfen.
  • Nettopolice erwägen: Keine eingepreiste Provision; Honorar transparent. Vergleich „Bruttopolice vs. Nettopolice“ mit gleicher Fondsarchitektur erstellen.

Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

  • Nur auf Steuer schauen: Steuerersparnis ist Startvorteil, ersetzt aber keine Rendite. Achte auf Nettorendite nach Kosten und Inflation.
  • Falscher Rentenbeginn: Zu früher Start drückt die Monatsrente deutlich. Plane realistisch und berücksichtige andere Einkommen.
  • Unpassender Hinterbliebenenschutz: Zu viel Absicherung kostet Rendite, zu wenig gefährdet Angehörige. Balance durchrechnen.

Häufige Fragen aus der Praxis – kurz beantwortet

Kann ich Beiträge flexibel anpassen?
Ja, die meisten Tarife erlauben Zuzahlungen, Beitragssenkungen oder -pausen. Achte auf Mindestgrößen, Fristen und mögliche Stornoabzüge bei übermäßiger Dynamik.

Ist die Rürup‑Rente pfändungssicher?
In der Ansparphase genießt sie einen besonderen Schutz: Das Kapital ist nicht veräußerbar oder beleihbar. In der Rentenphase gelten allgemeine Pfändungsgrenzen; Beträge oberhalb der Freibeträge sind grundsätzlich pfändbar.

Kann ich die Rürup‑Rente vererben?
Frei vererbbar ist sie nicht. Mit Vertragsoptionen (z. B. Rentengarantiezeit oder Partnerrente) lässt sich ein Hinterbliebenenschutz vereinbaren.

Wie werden andere Altersvorsorgebeiträge angerechnet?
Beiträge zur gesetzlichen Rente bzw. zu Versorgungswerken zählen ebenfalls als Altersvorsorgeaufwendungen und werden auf den Höchstbetrag angerechnet.

SparKaiser‑Fazit: Für wen sich Rürup besonders lohnt

Rürup ist stark, wenn du heute einen hohen Grenzsteuersatz hast, planbare Alters­einkünfte willst und die fehlende Kapitalentnahme kein Problem ist. Selbstständige und Freiberufler schöpfen den steuerlichen Rahmen oft ideal aus. Für Angestellte kann die Basisrente dann sinnvoll sein, wenn betriebliche und andere geförderte Wege bereits ausgereizt sind oder nicht zur Lebenssituation passen. Entscheidend ist die Netto‑Rendite nach Kosten – nicht nur der Steuervorteil im ersten Jahr.

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