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Baufinanzierung

Baufinanzierung bezeichnet die langfristige Finanzierung von Wohnimmobilien – Kauf, Neubau oder Sanierung – meist über ein Annuitätendarlehen. Ziel ist es, den Kaufpreis samt Nebenkosten zu stemmen und die monatliche Rate dauerhaft tragbar zu halten. Zentrale Stellschrauben sind Zins, Tilgung, Zinsbindung, Eigenkapital und der Beleihungsauslauf. Wer diese Parameter sauber plant, erhöht die Chance auf günstige Konditionen und eine stressfreie Rückzahlung.

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Grundprinzip & Zinsbindung

Beim Annuitätendarlehen zahlst du eine konstante Rate, die sich aus Zins- und Tilgungsanteil zusammensetzt. Zu Beginn ist der Zinsanteil hoch, mit jeder Zahlung sinkt die Restschuld, wodurch der Tilgungsanteil steigt. Die Zinsbindung legt fest, wie lange der Sollzins festgeschrieben ist (typisch 10–20 Jahre). Je länger die Bindung, desto größer die Planungssicherheit – allerdings meist zu einem etwas höheren Zinssatz. Nach Ablauf folgt die Anschlussfinanzierung: Du verhandelst neu, wechselst die Bank oder sicherst dir per Forward‑Darlehen frühzeitig heutige Konditionen für die Zukunft. Sinnvoll sind vertraglich vereinbarte Sondertilgungen, mit denen du die Restschuld schneller reduzierst.

Eigenkapital, Beleihung & Tragbarkeit

Als Richtwert gelten mindestens 10–20 % Eigenkapital plus Kaufnebenkosten. Ein höherer Eigenkapitalanteil senkt den Beleihungsauslauf (Verhältnis Darlehen zu Beleihungswert) und damit meist den Zinssatz. Neben der Bankperspektive zählt deine eigene Tragbarkeit: Die Rate sollte auch bei Einkommensschwankungen oder steigenden Zinsen solide leistbar sein. Plane einen Notgroschen für Instandhaltung, Umzug, Familienzuwachs oder unvorhergesehene Ausgaben ein. Eine Anfangstilgung von 2–3 % ist häufig ein guter Kompromiss aus Laufzeit und Monatsrate; wer schneller schuldenfrei sein möchte, wählt mehr.

Nebenkosten realistisch kalkulieren

Zum reinen Kaufpreis kommen zusätzliche Posten, die oft unterschätzt werden. Sie sollten – wenn möglich – nicht vollständig über das Darlehen finanziert werden, da sie die Gesamtkosten stark anheben können. Häufige Nebenkosten:

  • Grunderwerbsteuer, Notar & Grundbuch, ggf. Maklerprovision – zusammen oft 8–12 % des Kaufpreises, je nach Bundesland und Courtage.
  • Bewertung, Bereitstellungszinsen, Gutachten, Modernisierung/Umzug – je nach Projekt mehrere Tausend Euro zusätzlich.

Darlehensarten im Überblick

Standard ist das Annuitätendarlehen. Ergänzend kommen KfW‑Förderkredite für energieeffizientes Bauen und Sanieren in Frage; sie werden über Hausbanken beantragt und können Zinsvorteile oder Tilgungszuschüsse bieten. Bauspardarlehen kombinieren eine Ansparphase mit einem fest kalkulierbaren Darlehen – sinnvoll für Zinssicherheit, wenn ausreichend Guthaben vorhanden ist. Variable Darlehen passen den Zins in Intervallen an den Markt an und sind flexibler, aber zinsrisikobehaftet. Volltilgerdarlehen setzen Zinsbindung = Laufzeit: Am Ende bist du schuldenfrei, dafür ist die Monatsrate höher.

So planst du die Baufinanzierung in 6 Schritten

  1. Budget & Rate festlegen: Haushaltsrechnung erstellen, Einnahmen/Ausgaben prüfen, Notgroschen einplanen, realistische Zielrate definieren.
  2. Eigenkapital & Nebenkosten klären: verfügbare Mittel, Rücklagen und Nebenkostenquote berechnen.
  3. Objekt gründlich prüfen: Lage, Bausubstanz, Energieausweis, Sanierungsbedarf; Unterlagen wie Grundbuch, Teilungserklärung und Baulasten einsehen.
  4. Angebote vergleichen: Effektivzins, Zinsbindung, Tilgung, Sondertilgung, Bereitstellungszinsen, Auszahlungsvoraussetzungen und Gesamtkosten nebeneinanderstellen.
  5. Förderung checken: KfW‑Programme sowie Länder‑/Kommunalzuschüsse und ggf. Wohn‑Riester prüfen.
  6. Vertrag & Auszahlung: Darlehensvertrag unterschreiben, Grundschuld eintragen, Notartermine koordinieren und Abrufe an den Baufortschritt koppeln.

Kostenfaktoren & Bankkriterien

Der Zinssatz richtet sich u. a. nach Einkommen, Beschäftigungsart, Bonität (Schufa), laufenden Verpflichtungen, Eigenkapitalquote, Objektqualität, Beleihungsauslauf und Zinsbindung. Ein niedriger Beleihungsauslauf (z. B. ≤ 60 %) wird in der Regel günstiger verzinst als eine Finanzierung nahe 100 %. Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Bereitstellungszinsen bei Neubauten: Werden Darlehensteile erst später benötigt, fallen nach einer bereitstellungsfreien Zeit Zinsen auf den noch nicht abgerufenen Teil an.

Risikomanagement & Absicherung

Plane Rücklagen für Instandhaltung (als grobe Faustregel 1–2 € pro m² und Monat, bei älteren Objekten mehr). Nutze Sondertilgungen, wenn unerwartete Mittel (Bonus, Erbe, Verkauf) zufließen. Eine Restschuldversicherung ist nicht zwingend – prüfe stattdessen, ob Berufsunfähigkeits‑ und Risikolebensversicherung sinnvoll sind, insbesondere bei Familien oder Alleinverdienst. Denke rechtzeitig an die Anschlussfinanzierung: Beobachte den Markt, vergleiche Konditionen und sichere dir bei Bedarf frühzeitig per Forward‑Darlehen den Zinssatz.

Beispielrechnung zur Tragbarkeit

Beispiel: 350.000 € Kaufpreis, 40.000 € Nebenkosten (11,4 %), 100.000 € Eigenkapital → Darlehen 290.000 €. Bei 3,5 % Sollzins und 2,5 % Tilgung ergibt sich eine anfängliche Annuität von rund 1.450 € pro Monat. Steigt die Tilgung im Zeitverlauf, verkürzt sich die Gesamtlaufzeit erheblich. Kalkuliere zusätzlich ein Stress‑Szenario – etwa +2–3 Prozentpunkte Zins – und prüfe, ob die Rate weiterhin tragbar wäre. So vermeidest du Überraschungen bei der Anschlussfinanzierung.

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