Crowdinvesting

Crowdinvesting ist eine Finanzierungsform, bei der viele Privatpersonen („Crowd“) mit vergleichsweise kleinen Beträgen in Unternehmen, Immobilien‑Projekte, Energie‑Anlagen oder Start‑ups investieren. Im Gegenzug erhalten Investor:innen eine vertraglich geregelte, chancen‑ und risikoreiche Rendite – etwa feste Zinsen, gewinnabhängige Ausschüttungen oder Beteiligungen. Anders als Crowdfunding (Spenden/Vorverkauf) steht beim Crowdinvesting klar die Kapitalanlage mit Renditeerwartung im Vordergrund.

So funktioniert Crowdinvesting

Zwischen Projektträger (z. B. Immobilienentwickler, Start‑up) und Anleger:innen vermittelt eine Plattform. Dort werden Projektdaten, Laufzeit, Mindestanlage (oft 100–500 €), Zins‑/Renditeprofil, Rückzahlungsmodalitäten und Risiken veröffentlicht. Nach der Zeichnung fließt das Geld gesammelt an den Emittenten; Rückzahlungen und Zinsen erfolgen gemäß Vertrag – häufig endfällig, teils mit jährlichen Ausschüttungen. Rechtlich handelt es sich oft um Nachrangdarlehen oder partiarische Darlehen; im Ausfallfall können Ansprüche nachrangig bedient werden. Liquidität ist in der Regel gering: Ein vorzeitiger Ausstieg ist meist nicht vorgesehen, Zweitmärkte sind selten.

Rendite, Kosten & Eignung

Renditeangaben bewegen sich – je nach Segment und Risiko – häufig im mittleren bis höheren einstelligen Bereich, bei Start‑ups auch deutlich darüber, dafür mit hohem Ausfallrisiko. Plattformen und Emittenten erheben Gebühren; für Privatanleger sind diese meist im Angebot einkalkuliert, indirekt mindern sie jedoch die Nettorendite. Crowdinvesting eignet sich nur für risikobewusste Anleger:innen als Beimischung im Portfolio. Entscheidend sind ein langer Anlagehorizont und die Bereitschaft, Verluste bis hin zum Totalverlust verkraften zu können. Diversifikation über viele Projekte, Segmente und Laufzeiten ist Pflicht.

Typische Einsatzfelder

  • Immobilien: Bau‑ oder Bestandsprojekte mit fixer Verzinsung und fester Laufzeit; Risiko u. a. Baukosten, Vermarktung, Lage, Projektentwickler.
  • Unternehmen/Start‑ups & Energie: Wachstums‑, Innovations‑ und Erneuerbare‑Energien‑Projekte; Chancen über Gewinnbeteiligungen, Risiken durch Markt, Technologie, Management.

Chancen & Risiken auf einen Blick

  • Chancen: Zugang zu bislang schwer zugänglichen Assetklassen; kleine Mindestbeträge; attraktive Zins‑/Renditeperspektive; Diversifikationsbaustein abseits klassischer Aktien/ETFs.
  • Risiken: Projekt‑ und Emittentenausfall, Nachrangigkeit der Forderungen, Verzögerungen (Bau/Vermarktung), Zins‑ und Konjunkturrisiken, geringe Liquidität/Zweitmarkt, Plattform‑ und Rechtsrisiken.

Wichtige Prüfsteine vor dem Investment

Prüfe Business‑Case, Track‑Record des Projektträgers, Finanzierungsstruktur (Eigen‑ vs. Fremdkapital, Rangfolge), Sicherheiten (falls vorhanden), Covenants und Auszahlungsplan. Achte auf realistische Annahmen zu Kosten, Zeitplan und Exit. Lies das Vertragswerk (Risikohinweise, Kündigung, Informationsrechte) vollständig. Bei Immobilien sind Lage, Vorvermietungs‑/Verkaufsstand, Baugenehmigung, Bau‑ und Vertriebspartner entscheidend; bei Start‑ups Team, Marktgröße, Wettbewerb und Cash‑Burn‑Rate. Streue breit und überschreite pro Projekt nur einen kleinen Anteil deines Risikobudgets.

Steuern

Erträge aus Crowdinvesting gelten je nach Ausgestaltung als Zinsen, Gewinnbeteiligungen oder Veräußerungsgewinne. In Deutschland unterliegen sie in der Regel der Abgeltungsteuer (zzgl. Solidaritätszuschlag/Kirchensteuer), ggf. nach Sparer‑Pauschbetrag. Steuerliche Details können je nach Produkt und individueller Situation abweichen – im Zweifel fachlich beraten lassen.

In 6 Schritten starten

  1. Budget & Risikobudget definieren: Nur frei verfügbares Kapital verwenden; pro Projekt klein bleiben.
  2. Plattform auswählen: Transparenz, Reporting, Gebühren, Projektpipeline und Ausfallhistorie vergleichen.
  3. Projekt prüfen: Unterlagen lesen, Annahmen hinterfragen, Rang und Sicherheiten verstehen.
  4. Streuung planen: Mehrere Projekte, Branchen und Laufzeiten kombinieren; Klumpenrisiken vermeiden.
  5. Zeichnen & dokumentieren: Anlagebetrag, Vertrag, Fristen und Zahlungsbestätigung sichern.
  6. Monitoring: Projektupdates verfolgen, Verzögerungen einpreisen, Re‑Investments diszipliniert steuern.

Für wen passt Crowdinvesting?

Für erfahrene Privatanleger:innen, die ihr Portfolio gezielt erweitern wollen und Volatilität sowie Ausfälle aushalten können. Für sicherheitsorientierte Sparer:innen mit kurzer Liquiditätsplanung ist Crowdinvesting dagegen kein Kernbaustein. Als Lernfeld kann es helfen, Projektbewertungen besser zu verstehen – Voraussetzung sind Geduld, Disziplin und konsequentes Risikomanagement.

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