Ein Blick in viele Haushalte zeigt: Nicht der sichtbare Verbrauch treibt die Nebenkosten, sondern die Summe kleiner, unauffälliger Dauerlasten. Geräte bleiben für Komfortfunktionen, Netzwerkanbindung oder Schnellstart „halb wach“ – und genau diese Watts addieren sich über 8.760 Stunden im Jahr zu spürbaren Euro‑Beträgen. Wenn du weißt, wo diese stillen Verbraucher sitzen und welche Einstellungen wirklich wirken, schrumpft die Rechnung ohne, dass du auf Bequemlichkeit verzichten musst.
Warum Standby 2026 immer noch Geld kostet
Viele Geräte wirken „aus“, ziehen aber weiterhin Strom. Standby ist bequem – für den Geldbeutel jedoch oft ein Dauerläufer. Die gute Nachricht: Mit wenigen Handgriffen holst du dir jedes Jahr spürbares Geld zurück. In diesem Leitfaden erfährst du, welche typischen Standby-Stromfresser 2026 zu Hause lauern, wie du ihren Verbrauch realistisch in kWh/Jahr bewertest und wie du dauerhaft reduzierst – ohne Komfortverlust.
Wie Standby-Verbrauch gemessen und in kWh/Jahr umgerechnet wird
Ein Watt im Standby klingt harmlos, doch über das Jahr addiert es sich. Die Rechnung ist simpel und hilft dir, Herstellerangaben und Messwerte einzuordnen.
Von Watt zu kWh – die Grundformel
Ein Gerät mit 3 W Standby-Leistung verbraucht pro Jahr: 3 W × 8.760 h ÷ 1.000 = 26,3 kWh/Jahr. Je nach Strompreis (z. B. 0,32 €/kWh) ergeben sich daraus ca. 8,42 € pro Jahr. Schon fünf solcher Geräte summieren sich auf über 40 € – nur für „Nichts“.
Realistische Messung zuhause
Mit einer Steckdosen‑Energie‑Messsteckdose bestimmst du die Ruhestromaufnahme. Wichtig ist, echte Standby-Situationen zu messen: Gerät „aus“, aber am Netz; Netzwerkfunktionen aktiv, wenn du sie nutzt. Notiere den niedrigsten stabilen Wert (in W) über einige Minuten. So erhältst du belastbare Daten für deine Wohnung – genauer als Pauschalwerte aus Foren.
Aktuelle Top-Standby-Stromfresser 2026 (typische Werte)
Viele Geräte sind effizienter geworden, doch besonders vernetzte Elektronik bleibt im Fokus. Die folgende Tabelle zeigt typische, konservative Messbereiche für 2026 in Haushalten – reale Werte können je nach Modell, Baujahr und Einstellungen abweichen. Grundlage der Kosten ist ein Beispiel‑Arbeitspreis von 0,32 €/kWh. Nutze die Formel aus dem Abschnitt oben, wenn dein Tarif abweicht.
| Gerät / Funktion | Typische Standby‑Leistung (W) | kWh/Jahr (bei 8.760 h) | Kosten/Jahr bei 0,32 €/kWh | Spar‑Hinweis | 
| Kabel‑/DSL‑Router mit WLAN + Telefon (24/7) | 7–12 | 61–105 | 19,5–33,6 € | WLAN‑Zeitpläne, Eco‑Mode, nachts Gastnetz aus | 
| TV (groß, Smart, Always‑On‑Mikro) | 1–6 | 9–53 | 2,9–17,0 € | Schnellstart aus, Mikro/Sprachassistent deaktivieren | 
| TV‑Set‑Top‑Box / Receiver (PVR, Netzwerk‑Standby) | 6–14 | 53–123 | 17,0–39,4 € | Auto‑Power‑Down, Aufnahme‑Fenster optimieren, schaltbare Leiste | 
| Soundbar / AV‑Receiver (HDMI‑CEC aktiv) | 3–9 | 26–79 | 8,4–25,3 € | CEC‑Standby minimieren, Eco‑Standby wählen | 
| Spielekonsole (Instant‑On/Rest‑Mode) | 5–12 | 44–105 | 14,1–33,6 € | „Energiespar‑/Eco‑Ruhezustand“ statt „Schnellstart“ | 
| PC‑Netzteil + Peripherie (aus, aber am Netz) | 2–7 | 18–61 | 5,8–19,5 € | Leiste mit Schalter, USB‑Lader trennen | 
| Drucker (Tintenstrahl, Netzwerkbereit) | 2–5 | 18–44 | 5,8–14,1 € | „Tiefer Schlaf“, Wake‑on‑LAN aus | 
| NAS / Heimserver „Leerlauf“ (nicht komplett aus) | 8–20 | 70–175 | 22,4–56,0 € | Zeitpläne, Spindown, echte Abschaltungen | 
| Smart‑Lautsprecher / Display | 1–3 | 9–26 | 2,9–8,4 € | Mikro‑Taste, Energiespar‑Modus, Nachtruhe | 
| Ladegeräte/Netzteile (stecken leer) | 0,1–0,3 | 0,9–2,6 | 0,3–0,8 € | Aus der Steckdose ziehen, Leiste schalten | 
| Smart‑Plugs (WLAN) | 0,4–1,2 | 3,5–10,5 | 1,1–3,4 € | Effiziente Modelle wählen, Gruppen schalten | 
| Kühl‑/Gefriergerät (Elektronik‑Standby) | 0,5–2 | 4–18 | 1,3–5,8 € | Eco‑Funktionen, Dichtungen prüfen | 
| Mikrowelle mit Uhr/Display | 1–3 | 9–26 | 2,9–8,4 € | Bei Nichtnutzung vom Netz trennen | 
| HiFi‑Anlage / Verstärker alt (Trafo) | 5–15 | 44–131 | 14,1–41,9 € | Master‑Slave‑Leiste, echtes Aus | 
| Monitore (Deep‑Sleep nicht aktiv) | 1–3 | 9–26 | 2,9–8,4 € | Deep‑Sleep an, USB‑Hub getrennt | 
Hinweis: Router und NAS laufen bewusst 24/7 – hier zählt Optimierung statt hartem Abschalten. Bei TV/Audio/Entertainment sind Komfortfunktionen (Schnellstart, Netzwerk‑Wach) die Haupttreiber.
Die großen Hebel: Wie du Standby‑Kosten dauerhaft senkst
Viele sparen an den falschen Stellen. Statt jeden USB‑Lader zu jagen, konzentrierst du dich auf Geräte mit zweistelligen kWh/Jahr. So wird’s systematisch – und komfortabel.
1) Netzwerkelektronik effizient betreiben
Router, Repeater, NAS und Set‑Top‑Boxen liefern Nutzen – aber auch Dauerlast.
Ein Router mit 10 W kostet allein im Jahr rund 28–34 €. Prüfe, ob dein Anbieter Eco‑Profile bietet: WLAN‑Zeitpläne (nachts aus), verringerte Sendeleistung, 5‑GHz nur bei Bedarf, DECT‑Eco‑Mode. Ein NAS kann per Zeitplan herunterfahren und per Wake‑on‑LAN nur bei Bedarf hochfahren. Repeater verbrauchen 3–7 W: Setze sie gezielt ein – Mesh ist super, aber jeder zusätzliche Knoten addiert kWh.
2) Entertainment: Schnellstart ist bequem – und teuer
Moderne Fernseher, Set‑Top‑Boxen, Soundbars und Konsolen bieten „Instant‑On“. Im Alltag genügen 10–15 Sekunden Bootzeit – dafür sparst du jährlich oft 10–40 €. Deaktiviere Netzwerk‑Standby und Sprachassistenten, wenn du sie kaum nutzt. HDMI‑CEC ist praktisch, lässt aber Soundbars wach bleiben. Stelle Auto‑Power‑Down strenger ein (z. B. nach 15 Minuten Inaktivität).
3) „Echte Aus“-Strategie für Peripherie
PC‑Zubehör, Drucker, Monitore, aktive USB‑Hubs und Docking‑Stations bleiben häufig halb wach. Master‑Slave‑Leisten schalten alles konsequent ab, sobald der PC herunterfährt. Achte beim Kauf auf sehr niedrigen Eigenverbrauch der Steckdosenleiste (<0,3 W) und kindersichere Kontakte.
Rechenbeispiele: Was bringt es wirklich?
Die Wirkung spürst du am Jahresende in Euro. Drei typische Haushalts‑Szenarien zeigen, wie du priorisierst.
Single‑Haushalt mit Home‑Office
Ausstattung: 1 Router (9 W), 1 Monitor (2 W Standby), 1 Drucker (3 W), 1 Konsole (Eco an: 5 W), 1 TV (2 W), 2 Smart‑Speaker (je 1 W).
Schätzung kWh/Jahr: Router 79 kWh, Monitor 18 kWh, Drucker 26 kWh, Konsole 44 kWh, TV 18 kWh, Speaker 18 kWh ⇒ ca. 203 kWh/Jahr. Mit 0,32 €/kWh sind das ~65 €. Mit Eco‑Einstellungen und schaltbarer Leiste sinkt es auf ~35–40 €.
Familie mit Streaming‑Setup
Ausstattung: Router (10 W), 2 Repeater (je 4 W), NAS (12 W Idle), Smart‑TV (4 W), Set‑Top‑Box (10 W), Soundbar (6 W), Spielekonsole (8 W).
Ohne Optimierung: ~10 + 8 + 105 + 35 + 88 + 53 + 70 = ~369 kWh/Jahr ⇒ ~118 €. Mit Zeitplänen (WLAN nachts aus, NAS Spindown/Zeitschaltplan, Set‑Top‑Box Eco), realistisch: ~210–230 kWh ⇒ ~67–74 €.
Technik‑Affiner Haushalt
Ausstattung: 2 Router/APs (insg. 14 W), NAS (20 W), 2 Konsolen (je 10 W Rest‑Mode), TV (3 W), AV‑Receiver (8 W), 6 Smart‑Plugs (je 1 W), diverse Lader (0,2 W).
Ohne Optimierung: ~123 + 175 + 175 + 26 + 70 + 53 + 2 ≈ 624 kWh ⇒ ~200 €. Mit Maßnahmen (Eco, echte Aus, Konsolen‑Schnellstart aus, effiziente Plugs): ~320–350 kWh ⇒ ~102–112 €.
Komfort vs. Ersparnis: die kluge Balance
Nicht alles solltest du abschalten. Kühlschränke, Heizungssteuerungen, Sicherheits‑ und Rauchwarnsysteme: Finger weg. Bei Routern überlege, ob Nachtzeiten ohne WLAN passen – Telefonie/Notrufe müssen funktionieren. Bei Smart‑Home‑Zentralen teste, ob Zeitpläne kompatibel mit Automationen sind.
Wann schaltbare Leisten sinnvoll sind
Überall dort, wo Gerätegruppen gemeinsam verwendet werden (TV + Soundbar + Konsole), bringen sie einfache, sichere Abschaltungen – inklusive Überspannungsschutz je nach Modell. Achte auf ausreichende Belastbarkeit (z. B. > 3.500 W gesamt) und kindersichere Klappen. Für empfindliche Elektronik empfiehlt sich ein qualitativ hochwertiger Überspannungsschutz; Billigleisten können im Leerlauf mehr ziehen als sie sparen.
Gerätewahl 2026: worauf du beim Kauf achten solltest
Neue Geräte unterscheiden sich massiv im Standby. Schon beim Kauf legst du den Grundstein für niedrige Nebenkosten.
Produktdaten richtig lesen
Achte auf „Standby < 0,5 W“ oder „Networked Standby < 2 W“ in Datenblättern. Prüfe, ob „Schnellstart“ werkseitig aktiviert ist – und ob er sich vollständig deaktivieren lässt. Bei Routern zählen Eco‑Optionen (Zeitpläne, DECT‑Eco, Nacht‑WLAN), bei Konsolen und TVs flexible Energiesparprofile.
Effiziente Alternativen
- Sound statt Sound‑Monster: Kompakte Soundbars mit echtem Deep‑Standby < 1 W.
- NAS: Modelle mit aggressivem Spindown und S3‑Sleep; ggf. kleineres, dafür effizienteres System.
- Smart‑Plugs: Zigbee‑ oder Thread‑Plugs sind oft sparsamer als günstige WLAN‑Plugs.
Typische Irrtümer über Standby
Falsche Annahmen führen zu falschen Prioritäten – hier die häufigsten Missverständnisse und was wirklich stimmt.
„0,5 W sind immer egal“
Klingt nach Peanuts, stimmt aber nur, wenn es wenige Geräte sind. Zehn Mal 0,5 W sind 43,8 kWh/Jahr – das sind ~14 €. Und fast jeder Haushalt hat deutlich mehr als zehn Verbraucher am Netz.
„Ladegeräte saugen viel, auch ohne Handy“
Moderne Ladegeräte liegen oft bei 0,05–0,2 W. Das ist vernachlässigbar im Vergleich zu Receivern, Konsolen oder Set‑Top‑Boxen. Dennoch: Wer viele davon ständig stecken lässt, spart mit einer Schaltleiste ein paar Euro im Jahr – sauberer ist es obendrein.
„Mein Router muss immer Vollgas senden“
Meist nicht. Nachts reichen 2,4‑GHz‑Zeitfenster, 5‑GHz kann schlafen. Gäste‑Netz aus, DECT‑Eco an – spürbare Einsparung ohne Komfortverlust.
Schritt‑für‑Schritt‑Plan: In 7 Tagen zum schlanken Standby
Mit System statt Aktionismus – so bekommst du in einer Woche Ordnung in den Ruhestrom.
Tag 1: Übersicht schaffen
Liste alle Geräte, die „aus“ am Netz hängen. Markiere Gruppen (TV‑Ecke, Home‑Office, Küche).
Tag 2: Messen statt raten
Leihe/Kaufe eine Messsteckdose. Miss je Gerät den stabilen Standby‑Wert. Notiere in W.
Tag 3: Sofort‑Hebel ziehen
Deaktiviere Schnellstart/Netzwerk‑Standby bei TV, Boxen, Konsolen. Stelle Auto‑Power‑Down schärfer ein.
Tag 4: Steckdosenleisten setzen
Installiere Master‑Slave‑ oder manuell schaltbare Leisten an TV‑Ecke und Schreibtisch. Prüfe Eigenverbrauch der Leisten.
Tag 5: Router & WLAN optimieren
Aktiviere Zeitpläne, reduziere Sendeleistung, schalte ungenutzte Bänder aus.
Tag 6: NAS & Server zähmen
Richte Spindown, Sleep und Zeitpläne ein. Prüfe, ob Cloud‑Sync nachts pausieren kann.
Tag 7: Kontrolle & Feintuning
Rechne kWh/Jahr und €/Jahr je Gerät aus. Setze Prioritätenliste für die nächsten Monate – und notiere, welche Einstellungen alltagstauglich sind.
Kosten‑Nutzen‑Check: Wann lohnt sich der Austausch?
Manchmal ist neu kaufen günstiger als ineffizient weiterbetreiben – selbst beim Standby.
Altgerät vs. Neugerät – Beispielrechnung
Ein AV‑Receiver mit 15 W Standby verursacht ~131 kWh/Jahr (~42 €). Ein modernes Modell mit 0,5–1 W liegt bei 4–9 kWh/Jahr (1–3 €). Die Differenz: ~39–41 € pro Jahr. Kostet das neue Gerät 400 €, amortisiert sich der reine Standby‑Vorteil in ~10 Jahren – Komfort‑ und Klangvorteile unberücksichtigt. Bei Geräten mit viel Nutzungs‑Energie (z. B. Kühlgeräte) rechnet sich der Austausch oft deutlich schneller, aber das ist ein anderes Thema.
Sicherheit & Komfort: richtig abschalten ohne Nachteile
Manche Geräte mögen hartes Trennen nicht: Laserdrucker initialisieren bei jedem Start, NAS brauchen Zeit, manche TV‑Apps ziehen Updates nur im Standby.
Gute Praxis
- Unterhaltungselektronik über Leiste – aber TV‑Systemupdates monatlich bewusst zulassen.
- Drucker in tiefem Sleep statt komplett aus, wenn du täglich druckst.
- NAS mit klaren Zeitfenstern (z. B. 18–23 Uhr on), automatische Backups in diesem Fenster.
Ausblick 2026/27: Was sich beim Standby ändern dürfte
Hersteller optimieren weiter: strengere Eco‑Standby‑Profile, effizientere SoCs und Funkmodule, bessere Deep‑Sleep‑Zustände. Smart‑Home‑Standards wie Matter/Thread versprechen geringeren Ruhestrom der Endgeräte. Für dich heißt das: Beim nächsten Kauf explizit nach Deep‑Standby‑Werten fragen – und Funktionen wählen, die du wirklich nutzt.
Quick‑Wins: 10 Minuten, echte Wirkung
In wenigen Minuten kannst du dir heute schon laufende Kosten sparen.
- Konsolen‑Schnellstart deaktivieren und „Energiespar‑Ruhezustand“ aktivieren.
- Am TV: „Schnellstart“/„Instant‑On“ aus, Mikro/Sprachassistent aus.
- Router: WLAN‑Zeitplan anlegen (z. B. 1–5 Uhr aus) und 5‑GHz nachts deaktivieren.
Pro‑Tipp: Addiere anschließend überschlägig: jede eingesparte 5 W rund 44 kWh/Jahr ≈ 14 € – das motiviert.
Fazit: Standby‑Fresser 2026 – wer misst, der spart
Standby‑Kosten sind kein Schicksal. Mit Messsteckdose, klugen Einstellungen und wenigen Schaltern reduzierst du die größten Verbraucher um 30–60 %. Konzentriere dich auf Netzwerk‑ und Entertainment‑Elektronik, halte Komfortfunktionen im Zaum und setze beim nächsten Kauf auf echte Deep‑Sleep‑Werte. So wird „aus“ endlich wirklich aus – und dein Jahresbudget freut sich.
