Balkonkraftwerk

Ein Balkonkraftwerk (auch Steckersolargerät, Mini‑PV oder Plug‑&‑Play‑PV) ist eine kompakte Photovoltaik‑Anlage für Mieter:innen und Eigentümer:innen, die ohne aufwendige Installation Sonnenstrom erzeugt. Typisch sind ein bis zwei Solarmodule, ein Mikrowechselrichter und ein Anschlusskabel für die Steckdose. Die erzeugte Energie wird direkt im Haushalt verbraucht – Kühlschrank, Router oder Ladegeräte bedienen sich zuerst am Solarstrom, der Rest kommt wie gewohnt aus dem Netz.

Funktionsweise

Solarmodule wandeln Sonnenlicht in Gleichstrom um. Ein Mikrowechselrichter macht daraus haushaltsüblichen Wechselstrom und speist ihn über eine geeignete Einspeisesteckdose (z. B. Wieland oder – je nach Norm – Schuko) ins Wohnungsnetz ein. Der Stromzähler registriert dann weniger Netzbezug, weil ein Teil des Verbrauchs unmittelbar durch den eigenen Solarstrom gedeckt wird.

Leistung, Ertrag & Größen

Balkonkraftwerke liefern in der Praxis einige Hundert Watt. Übliche Sets bestehen aus einem Modul (ca. 350–450 Wp) oder zwei Modulen (700–900 Wp). Die maximal zulässige Wechselrichter‑Einspeiseleistung orientiert sich an den jeweils geltenden Regeln (häufig 600 bis 800 W). Der tatsächliche Jahresertrag hängt von Standort, Ausrichtung, Neigungswinkel, Verschattung und Wetter ab. Mit zwei Modulen sind in Deutschland 500–900 kWh/Jahr realistisch – nach Süden ausgerichtet, frei und mit passendem Winkel eher am oberen Ende.

Kosten & Wirtschaftlichkeit

Komplettsets starten häufig ab 400–800 € (ein Modul) bzw. 700–1.200 € (zwei Module) – abhängig von Leistung, Gestell, Wechselrichter und ggf. Einspeisesteckdose. Bei Strompreisen um 30 ct/kWh spart ein System mit 600–800 kWh Eigenverbrauch grob 180–240 € pro Jahr. Daraus ergeben sich Amortisationszeiten von ca. 3–6 Jahren, je nach Anschaffungspreis, Eigenverbrauchsanteil und Strompreisniveau. Langlebige Module (Leistungs­garantien oft 20–25 Jahre) sorgen danach weiter für niedrige Betriebskosten.

Montageorte & Befestigung

Balkonkraftwerke lassen sich an Balkonbrüstungen, auf Terrassen, an Hauswänden oder auf Flachdächern anbringen. Wichtig sind sichere Halterungen, ausreichend Traglast und gute Hinterlüftung, damit die Module nicht überhitzen. Ein Neigungswinkel von 20–35° bringt meist gute Erträge; auch Ost/West‑Montage ist sinnvoll, um morgens und abends länger Eigenverbrauch zu decken. Prüfen Sie bei Mietwohnungen die Zustimmung des/der Vermieter:in und die Optikvorgaben der Hausordnung.

Anmeldung, Zähler & Sicherheit

In Deutschland sind vereinfachte Anmeldungen üblich (Marktstammdatenregister und ggf. beim Netzbetreiber). Häufig wird ein Zählertausch auf einen rücklaufgesperrten oder 2‑Richtungszähler erforderlich, sofern nicht bereits vorhanden. Beachten Sie die jeweils geltenden Normen zu Steckverbindungen und die maximale Einspeiseleistung. Für die elektrische Sicherheit sind FI‑Schutz, fachgerechte Steckdosen und witterungsfeste Kabelwege zentral. Ein typisches Set umfasst PV‑Module (Glas‑Folie oder Glas‑Glas), einen Mikrowechselrichter mit NA‑Schutz, ein passendes Montagesystem (Balkonhalter, Aufständerung, Ziegel‑/Flachdach‑System) sowie ein Einspeisekabel mit Wieland‑ oder – falls zulässig – Schuko‑Stecker. Sinnvoll sind außerdem Energie‑Messstecker zur Ertragskontrolle und sauberes Kabelmanagement.

Schritt‑für‑Schritt zur Inbetriebnahme

  1. Standort wählen & Befestigung planen: möglichst schattenfrei, stabil, gut hinterlüftet; Tragfähigkeit prüfen und korrosionsfeste Schrauben nutzen.
  2. Elektrik, Anmeldung & Start: geeignete Steckdose (FI/LS‑Schutz) klären, Meldung im Marktstammdatenregister/Netzbetreiber durchführen, Module montieren, Wechselrichter anschließen, einspeisen und Ertrag via Messstecker prüfen.

Häufige Fragen

Was passiert bei Überschuss? Kleinere Überschüsse fließen ins Netz; wirtschaftlich relevant ist der direkte Eigenverbrauch.
Brauche ich eine Fachfirma? Viele Sets sind „plug & play“, dennoch sind sichere Befestigung, richtige Steckdose und Anmeldepflichten zu beachten – im Zweifel Fachbetrieb einbinden.
Lohnt es sich auch bei Nordbalkon? Ja, aber mit geringeren Erträgen. Prüfen Sie andere Montageorte (z. B. Fassade/Flachdach) und achten Sie auf Verschattung.
Benötige ich eine Genehmigung? Meist reicht die Anzeige; in Miet‑ und WEG‑Objekten kann eine Zustimmung nötig sein. Bei denkmal‑ oder ortsbildrelevanten Fassaden lokale Regeln beachten.
Versicherung? Prüfen Sie Ihre Privat‑/Haftpflicht und ggf. Hausrat auf Schäden durch/ an der Anlage.

Tipps für maximale Ersparnis

  • Eigenverbrauch erhöhen: Geräte tagsüber laufen lassen (z. B. Spülmaschine mit Startzeit, Laptop laden, Router, Kühlgeräte).
  • Ausrichtung optimieren: Schatten vermeiden, Winkel anpassen, Module im Jahresverlauf kontrollieren.

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