Berufsunfähigkeitsversicherung

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) schützt dein Einkommen, wenn du deinen zuletzt ausgeübten Beruf voraussichtlich dauerhaft (meist sechs Monate und länger) zu mindestens 50 % nicht mehr ausüben kannst. Sie ersetzt kein Krankengeld oder die gesetzliche Erwerbsminderungsrente, sondern schließt gezielt die Lücke zwischen laufenden Kosten und ausfallendem Arbeitseinkommen. Für Angestellte, Selbstständige und Studierende gehört die BU zu den wichtigsten privaten Absicherungen, da das Hauptrisiko nicht der Tod, sondern der längerfristige Einkommensverlust ist.

So funktioniert die BU

Du vereinbarst eine monatliche Rente (z. B. 1.500–2.500 €), die im Leistungsfall bis zum vereinbarten Endalter (typisch 65–67) ausgezahlt wird. Der Beitrag hängt u. a. von Eintrittsalter, Gesundheitszustand, Berufsklasse, Rentenhöhe und Versicherungsdauer ab. Je früher du abschließt, desto günstiger sind meist die Beiträge, weil Gesundheitsrisiken geringer und die Laufzeit länger kalkulierbar ist. Wichtig ist der abstrakte Verweisungsverzicht: Der Versicherer soll dich nicht auf „irgendeinen anderen“ Beruf verweisen dürfen, solange du deinen konkreten zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben kannst.

Wichtige Vertragsmerkmale

Eine starke BU erkennt man an klaren Bedingungen. Besonders relevant sind konkrete Berufsunfähigkeitsdefinition, Prognosezeitraum (meist sechs Monate), Nachversicherungsgarantien (Erhöhung der Rente ohne neue Gesundheitsprüfung), Beitragsdynamik und Leistungsdynamik (Rentensteigerung im Leistungsfall zum Inflationsausgleich). Für Auszeiten (Elternzeit, Weiterbildung) sollten angepasste Regelungen gelten; bei Schüler:innen/Studierenden zählt später die Einstufung in den ersten Beruf. Achte außerdem auf Teilzeit‑, Wiedereingliederungs‑ und Arbeitsunfähigkeits‑Klauseln (AU‑Klausel), die schon bei längerer Krankschreibung vorläufig zahlen können.

Worauf du beim Abschluss achten solltest

  • Höhe & Laufzeit realistisch wählen: Ziel ist, Fixkosten und notwendige Sparraten abzudecken. Für den Ruhestand später sorgen separate Vorsorgeprodukte; BU‑Rente bis 67 anstreben.
  • Gesundheitsangaben korrekt und vollständig: Arztakten anfordern, Fragen lückenlos beantworten – Falschangaben gefährden den Schutz.
  • Beruf & Hobbys ehrlich einordnen: Risikoreiche Tätigkeiten/Freizeit (Klettern, Motorrad) können Zuschläge oder Ausschlüsse bedeuten; ggf. Alternativen prüfen.

Typische Ausschlüsse & Fallstricke

Viele Tarife arbeiten mit Ausschlüssen (z. B. für bestehende Beschwerden) oder Beitragszuschlägen. Psychische Erkrankungen und Rückenleiden sind häufige Leistungsgründe – hier trennt sich die Qualität der Bedingungen. Prüfe, ob konkrete Verweisung sauber geregelt ist, ob eine beitragsfreie Stundung bei Zahlungsschwierigkeiten vorgesehen ist und wie die Prognose für den Leistungsfall erbracht wird (ärztliche Befunde, Reha‑Berichte). Achte darauf, dass Bürotätige nicht durch unklare Formulierungen in eine schlechtere Berufsklasse rutschen und dass Selbstständige eine praxistaugliche Definition ihrer Tätigkeit im Antrag dokumentieren (Stundenanteile, Aufgabenprofil).

BU vs. Alternativen

Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt nur, wenn du kaum noch irgendeiner Tätigkeit nachgehen kannst – der Schutz ist deutlich enger. Dread‑Disease‑Policen leisten bei einer definierten schweren Krankheit als Einmalbetrag, sichern aber nicht das laufende Einkommen ab. Eine Grundfähigkeitenversicherung orientiert sich an verlorenen Fähigkeiten (z. B. Sehen, Greifen) und kann für körperliche Berufe eine Ergänzung sein, erreicht jedoch die BU‑Breite selten. Für junge Menschen mit kleinem Budget ist eine Einsteiger‑BU mit Nachversicherung oft sinnvoller als ein „Ersatzprodukt“.

In 6 Schritten zur passenden BU

  1. Bedarf & Rente festlegen: Haushaltsplan erstellen, Netto‑Fixkosten bestimmen, Zielrente und Endalter ableiten.
  2. Gesundheitscheck & Akten: Selbstauskunft vorbereiten, Arztberichte einholen, Risikovoranfrage anonymisiert stellen.
  3. Tarife vergleichen: Bedingungen (Verweisungsverzicht, AU‑Klausel, Dynamiken, Nachversicherung), Service und Finanzstärke prüfen.
  4. Berufsklasse & Hobbys klären: realistische Einstufung, Zuschläge/Ausschlüsse bewerten.
  5. Antrag sauber ausfüllen: vollständig, wahrheitsgemäß, mit Tätigkeitsbeschreibung; Kopien aufbewahren.
  6. Nach dem Abschluss dranbleiben: Dynamiken nutzen, Rente bei Lebensereignissen erhöhen, regelmäßige Check‑ups.

Kosten und Steuer

Die Beiträge variieren stark. Für Akademiker:innen oder Bürotätige sind sie meist günstiger als für körperlich Tätige. Beiträge können als Vorsorgeaufwendungen steuerlich absetzbar sein (Binnen der Höchstbeträge), während die BU‑Rente im Leistungsfall i. d. R. mit dem Ertragsanteil besteuert wird. Prüfe individuelle steuerliche Effekte mit einer Beratung.

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